Mülheim. . Der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist überproportional groß. Für den Leiter der Arbeitsagentur, Jürgen Koch, ist das eine kritische Situation. Dagegen ist die Entwicklung bei den Jugendlichen günstig.
Das dritte Jahr in Folge ist 2015 die Zahl der Arbeitslosen gestiegen. Mit durchschnittlich 6817 Menschen waren es 265 mehr als im Jahr zuvor. Damit ist die Quote von 7,9 auf 8,2 Prozent gestiegen. Die Entwicklung bei den Zuständigkeiten ist allerdings unterschiedlich. Der Negativtrend ist darauf zurückzuführen, dass mit 5231 Menschen 301 mehr von Grundsicherung abhängig sind. Sie werden von der Sozialagentur betreut.
Bei den Arbeitslosen, die Versicherungsleistungen beziehen und von der Arbeitsagentur betreut werden, ist die Entwicklung mit 1586 Menschen nahezu unverändert. Es sind sogar 36 Arbeitslose weniger. Kritisch für die Zukunft sieht Jürgen Koch, Leiter der Arbeitsagentur, dass gut die Hälfte der Beschäftigten in Mülheim im verarbeitenden Gewerbe und der Elektro- und Stahlindustrie beschäftigt sind. Über die Krise in diesem Bereich von Siemens bis zur Friedrich-Wilhelms-Hütte ist in den vergangenen Monaten oft berichtet worden.
Arbeit im Übergang Schule und Beruf
Ein Glanzpunkt der Bilanz ist der Stand der Jugendarbeitslosigkeit. „Hier haben wir praktisch Vollbeschäftigung“, stellt Koch erfreut fest. Das sei zum einen auf den Fachkräftebedarf zurückzuführen, aber auch auf die vorbildliche Arbeit im Übergang Schule und Beruf durch das U 25-Haus, an der sich die Arbeitsagentur neben der Stadt nun auch beteiligt. „Durch das bestehende Netzwerk sind wir in diesem Bereich super aufgestellt“, so Koch. Im Jahresdurchschnitt wurden 278 arbeitslose junge Erwachsene unter 25 Jahren registriert. Das waren noch einmal acht weniger als im Jahr zuvor. Das ergibt eine Quote von 3,8 Prozent, während in den meisten Städten der Region zweistellige Werte erzielt werden. Auch der Landesdurchschnitt liegt mit 6,7 Prozent deutlich höher.
Im Gegensatz dazu liegt der Anteil der Langzeitarbeitslosen im gesamten Arbeitsamtsbezirk (inklusive Oberhausen) überproportional hoch. Über die Hälfte der Arbeitslosen ist länger als ein Jahr ohne Job, das ist landesweit nach Recklinghausen ein Spitzenwert. In Mülheim sind es insgesamt 3419 Menschen, 196 mehr als im vergangenen Jahr. Um diese kritische Situation mindern zu können, nennt Koch drei Faktoren: So müsse die Wirtschaft bereit sein, Langzeitarbeitslosen eine Chance zu geben, außerdem sei öffentlich geförderte Beschäftigung notwendig und müsse Aus- und Weiterbildung einen hohen Stellenwert haben.
Budget bleibt konstant
Die Agentur biete jetzt mit Teilqualifikationen ein neues Instrument an. Dabei werde die Ausbildung in modular aufeinander aufbauenden sechsmonatigen Schritten angeboten, die mit einer Zwischenprüfung abschließen. Das sei für Unternehmen wie auch für Arbeitslose hilfreich. Auch wenn die Anforderungen an die Agentur in diesem Jahr steigen, das Budget bleibt konstant. Für Förderung und Qualifizierung stehen rund 10 Mio. Euro bereit.