Mülheim. Das Projekt geht in die zehnte Runde: Seit 2007 bringt das Centrum für bürgerschaftliches Engagement (CBE) Ausbildungspaten und angehende Azubis zusammen. Beide Seiten profitieren von dieser Beziehung.
Sympathie auf den ersten Blick: Bevor sich Ausbildungspate und angehender Lehrling zu einem Team zusammentun, gibt es tatsächlich „ein erstes Date“. Die Paten stellen sich kurz vor, sprechen über ihren beruflichen Hintergrund, aber auch über Hobbies, Lieblingsmusik oder die Familie. Und dann funkt es - oder eben auch nicht. Klar, es ist natürlich nicht ganz so wie bei einem Rendezvous. Aber die gegenseitige Sympathie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass diese Beziehung funktioniert. Sie ist anders als die der Schüler zu ihren Lehrern oder etwa den professionellen Ausbildungsberatern im U 25-Haus. Persönlicher eben, und dafür ist Vertrauen ganz wichtig.
„Wir sind da ganz realistisch, was meine Bewerbungschanchen angeht.“ Diesen Satz seines Patenschülers Christoph zitiert Rolf Heiser gerne, wenn er beschreiben soll, was diese Beziehung ausmacht. Es ging um eine Bewerbung als Koch - das möchte Christoph nämlich gerne werden, der im Moment die zehnte Klasse der Gesamtschule Saarn besucht. Und vorher hat er sich mit seinem Paten über seine Chancen ausgetauscht. Das ist das Eine, was aber dem 60-Jährigen Heiser viel wichtiger ist: „Er hat ,wir’ gesagt.“ Und auch Christoph bestätigt: „Es ist ein Zusammengehörigkeitsgefühl da.“
Paten werden in Schulungen vorbereitet
Das schafft die Basis für Ratschläge, die sich auf Bewerbungsunterlagen beziehen können, aber eben nicht nur. Eine Erfahrung, die auch Jochen Tenbergen gemacht hat. Sein Patenschüler Khairi, 16, ist erst vor sechs Jahren aus Kurdistan nach Deutschland gekommen. Dessen Eltern kennen das deutsche Bildungssystem nicht und auch sonst sind sie in dieser Gesellschaft noch nicht heimisch genug geworden, um ihn in allen Fragen zu beraten, die einen jungen Mann in diesem Alter umtreiben. Ihm tut es gut, einen anderen Erwachsenen als Ansprechpartner zu haben, der eben nicht sein Vater ist. Es ist einfach weniger Konfliktpotenzial da.
Das bestätigt auch der 60-jährige Rolf Heiser, der zwei erwachsene Söhne hat. „Bei denen gab es mehr Stress. Bei Christoph fällt mir das leichter.“ Eine gewisse Gelassenheit wirkt hier positiv. Trotzdem ist natürlich auch so eine Patenbeziehung nicht völlig konfliktfrei. Was ist zum Beispiel, wenn einer der beiden bei den wöchentlichen Treffen nicht pünktlich ist? Auf solche Probleme werden die Paten in Schulungen vorbereitet. Besonders wichtig: Nicht gleich bei Schwierigkeiten aufgeben, sondern weiter am Ball bleiben.
Ausbildungspaten-Programme gibt es mittlerweile in vielen Städten. Aber der Mülheimer Ansatz ist besonders erfolgreich. Deswegen leitet künftig Katharina Wehner , die seit zehn Jahren den Bereich beim CBE betreut, von hier aus die Koordinierungsstelle für alle Projekte auf diesem Feld in NRW.