Mülheim. . Die Imker in Mülheim sind sehr besorgt um ihre Bienenvölker. Ungewöhnlich hohe Temperaturen stören die Winterruhe der honigproduzierenden Insekten.

Die ungewöhnlich hohen Temperaturen der vergangenen Wochen sorgen derzeit für Frühlingsgefühle in den Bienenstöcken. Was sich niedlich liest, ist eine ernste Sache. „Es kommt keine Ruhe rein“, sagt Nicola Fiß, die zusammen mit ihrem Mann die Klosterbienen im Garten von Kloster Saarn betreut.

Die Hobbyimkerin macht sich durchaus Sorgen um ihre zehn Bienenvölker, die angesichts der Wärme auch noch Ende Dezember ausfliegen. „Unter normalen Umständen sitzen sie ab November in der so genannten Wintertraube um ihre Königin herum, um sie zu wärmen“, erklärt Nicola Fiß.

Im Winter 2014/15 rund 28 Prozent der Völker verloren

Auch Helmut Molitor vom Imker-Verein Mülheim hat beobachtet: „Die Bienen machen derzeit nicht wie gewöhnlich ihre Winterruhe.“ Das Problem dabei verdeutlicht der 80 Jahre alte Imker Molitor: „Man muss annehmen, dass sie durchbrüten.“ Und das habe aller Wahrscheinlichkeit nach Auswirkungen auf die Verbreitung der unter Imkern gefürchteten Varroa-Milbe, die als Verursacher des so genannten Bienensterbens gilt.

Molitor: „Die Milbe entwickelt sich auf der Brut im Bienenstock, doch im Winter ist normalerweise keine Brut da und wir können die Bienen vorsorglich mit natürlichen Mitteln gegen Milben-Befall behandeln. Im Frühjahr geht das nicht mehr, weil die Mittel dann in den Honig gelangten und das wollen wir nicht.“ Er fürchtet, dass sich die Parasiten durch die milde Witterung in diesem Winter exorbitant vermehren werden.

Im Winter 2014/15 verloren die Imker in Mülheim und Umgebung rund 28 Prozent der Bienenvölker. Helmut Molitor selbst büßte sogar sieben seiner zehn Völker. Bei etwa 60.000 Bienen pro Volk ist das ein Verlust von rund 420.000 Tieren.

Energie und Vorrat verbraucht

Auch Nicola Fiß hat ihre Tiere kürzlich gegen den Parasitenbefall behandelt, ist aber nicht sicher, wie gut die Behandlung in diesem Jahr greifen wird, denn: „Die Tiere sind im ganzen Stock unterwegs und sitzen nicht wie gewöhnlich in einer Traube zusammen.“ So sei nicht sicher, ob alle Bienen etwas von der Lösung, die zur Milbenabwehr dient, abbekommen haben. Immerhin hat die Hobbyimkerin bei ihrer letzten Kontrolle der Bienenstöcke im Klostergarten kurz vor Weihnachten festgestellt: Sie sind brutfrei. Das, so vermutet Nicola Fiß, sei wohl auf den schattigen Standort der Bienenstöcke zurückzuführen.

Trotzdem seien die honigproduzierenden Insekten immer noch unterwegs, fänden zwar keinen Nektar, wohl aber Pollen von den Pflanzen, die aufgrund der milden Temperaturen bereits Blüten tragen, haben die Experten beobachtet. „Dabei verbrauchen die Bienen aber viel zu viel Energie“, fürchtet Nicola Fiß und erklärt: „Sie ernähren sich jetzt schon von dem Futter, das wir im Spätsommer in ihre Kästen eingebracht haben. Dadurch verzehren sie den für den Winter vorgesehen Sirup bereits.“

„Die, die es jetzt packen, sind die Stärksten.“

Den Zuckersirup bekommen die Bienen quasi im Tausch für den Honig, den sie eigentlich als Vorrat anlegen, verdeutlicht Imker Helmut Molitor. Pro Volk seien rund zwölf Liter für die Winterzeit eingeplant, sagt Hobbyimkerin Fiß und schränkt ein: „So berechne ich das zumindest für einen normalen Winter.“ Helmut Molitor verfüttert nach eigenen Angaben jedes Jahr 16 Kilogramm Zucker an jedes seiner derzeit elf Völker. Einfach nachzufüttern, wenn es doch noch richtig kalt wird und den Tieren so über den Winter zu helfen, funktioniere in der Regel nicht, wissen die Imker aus Erfahrung.

„Wie viele Bienen diesen Winter überleben, weiß ich nicht“, sagt Nicola Fiß und hält es trotz aller Fürsorge ein Stück weit mit Darwin: „Die, die es jetzt packen, sind die Stärksten.“