Mülheim. . Ellen Erb bringt Strickfans in Workshops die alte Handwerkskunst bei. In ihrem Laden „Nadelpracht“ am Dickswall verkauft sie Kreatives aus dem weichen Stoff.
Wer strickt, braucht Zeit. „Oder sollte sie sich nehmen. Es ist ein Hobby für die Gemütlichkeit“, findet Ellen Erb. Ihr gehört der Wollladen „Nadelpracht“ direkt am Dickswall 4. Ein kleines Geschäft, in dem es rund ums Wollknäuel geht. Zwischen Mohair, Morinowolle und Glitzerfäden bietet die Inhaberin seit mehr als fünf Jahren Strick- und Häkelworkshops an. Das Besondere: „Es sind meine eigenen Kreationen. Ideen und die Anleitungen für die Strickmuster bekommen die Teilnehmer inklusive.“
Von der Käuferin zur Inhaberin
Ellen Erb ist gelernte Schnittdirektrice und hat schon für zahlreiche Designer in ihrer 13-jährigen Laufbahn als Schneiderin gearbeitet. Zum eigenen Geschäft kam sie eher durch Zufall. Denn schon davor war der Laden ein Strickgeschäft. Kaufte sie dort schon jahrelang ihre Wolle, bot die Inhaberin ihr von Heute auf Morgen die Übernahme an. „Eine glückliche Fügung“, sagt Ellen Erb. Sie hat damit ihr Hobby zum Beruf gemacht. „Ein echter Traumjob“, findet sie.
Für Tagträumereien bliebe allerdings wenig Zeit. „Man muss sein Angebot schon bekannt machen und bewerben“, weiß die kommunikative Frau. Und so hat sie sich mit Einzelhändlern zusammengeschlossen und veranstaltet zum Beispiel im Advent das „Weihnachtsgestöber“ oder organisiert einen Basar mit den schönsten Stücken der Workshop-Kollektionen.
Eigentlich sollte es anfangs eine Schneiderei mit Wollhandel werden. „Doch wie das Leben so spielt, manchmal kommt es anders.“ Heute lebt Ellen Erb fast ausschließlich vom Wollverkauf und den Workshops. Sei es die 50-jährige Hausfrau, jüngere Mütter oder Berufstätige – ihre Kundschaft ist vielfältig. Schließlich verspricht Ellen Erb: „Stricken kann jeder lernen.“
Und wer in Ellen Erbs Geschäft kommt, erlebt sein wolliges Wunder: Farbenpracht, wohin das Auge schweift. „Da kann man sich schon mal in der Vielfalt verstricken“, weiß sie und achtet daher auf Übersicht.
Gut sortiert und gestapelt in offenen Holzschränken eingeordnet, gibt es Farbpalletten von grün bis pink und grau bis gelb, dazwischen liebevoll gefertigte Wollarbeiten. „Quasi als Anschauungsmaterial“, sagt Erb. Denn jede Wolle sehe verarbeitet anders aus, wirke anders. „So bekommt der Kunde ein Gefühl dafür.“
Ein Grund, warum die Mülheimerin bei ihren Lieferanten die Ware selbst testet. „Jede Wolle, die ich anbiete, wurde von mir erst verarbeitet und gewaschen.“ So weiß sie genau, was gut für Kinder geeignet, welche Wolle besonders wetterbeständig ist und welcher Faden einfach nur schick aussieht. Ihre Ware bezieht sie aus der Schweiz, dem Sauerland oder gar aus Südamerika.
Wolle ist fair gehandelt
„Die Wolle kommt dann aus Uruguay.“ Fair Trade ausschließlich von Frauen gesponnen und gefärbt. Aber auch aus England kommt Wolle von beinahe ausgestorbenen Schafen. Die Tiere erfreuen sich aber bester Gesundheit, meint Erb. Denn: „Die Nachfrage nach robuster, warmer Wolle steigt.“
Bei der Frage, was die Wolle für sie selbst bedeute, weiß Ellen Erb die Antwort ganz genau. „Wolle ist nicht nur ein Verarbeitungsmaterial oder ein Werkstoff.“ Das Stricken sei vielmehr auch ein Stück Lebensphilosophie.
Man müsse manchmal einen Schritt zurück gehen und einen anderen Weg einschlagen, um zum gewünschten Ziel zu gelangen. „Eben wie im wirklichen Leben auch.“
Neues Jahr, neue Zeiten
Ab Januar hat Ellen Erb in ihrem Geschäft neue Öffnungszeiten. Dann gibt es Wolle immer donnerstags und freitags, von 16-18 Uhr und samstags von 11-14 Uhr zu kaufen.
Die Workshops finden nicht mehr freitags- sondern mittwochabends statt. Weitere Infos auf www.nadelpracht.de