Mülheim. . Das Familienunternehmen Nähmaschinen Heimann in Mülheim besteht seit 100 Jahren. Der Fachbetrieb kennt Maschinemodelle aller Jahrzehnte. Auch die Kundschaft kommt aus mehreren Generationen. Das Nähen wird wieder Mode, als kreative Freizeitgestaltung.

100 Jahre Nähmaschinen Heimann – das ist nicht nur das Firmenjubiläum eines Familienbetriebs in vierter Generation, das ist auch Industriegeschichte. Denn von Maschinen mit Drehkurbel oder Fußpedal über die elektrisch betriebene (Koffer-)Maschine bis hin zum computergesteuerten Exemplar – bei Heimann hatten sie alles. Und kennen noch fast alles. Besonders stolz ist man, dass man im Verbund mit anderen, wenigen Fachhändlern noch so manches Ersatzteil für ein Jahrzehnte altes Schätzchen besorgen kann, berichtet Martin Heimann, Inhaber in vierter Generation.

Der 49-Jährige wird in seinem Geschäft an der Löhstraße 2, in dem er seit 1982 arbeitet, von seinen Eltern Elvira und Udo Heimann bei Verkauf und Wartung unterstützt. Vor 14 Jahren übergaben die Eltern das Geschäft an ihren Sohn. Elvira Heimann hat schon so mancher jungen Frau das Nähen beigebracht, heute kommen deren Enkelinnen, auch junge Mütter entdecken das Nähen wieder. Vor allem Jahrgänge in der Lebensmitte schätzen Nähen als kreatives Hobby und entspannenden Ausgleich zum stressigen Job. Ab und zu sind auch Männer dabei.

Der Beruf Nähmaschinenmechaniker ist fast ausgestorben

Technisch liegen Welten zwischen den elektronischen „Näh-Computern“, die freundlicherweise das Einfädeln übernehmen, und den robusten Werkzeugen auf Gussgestell, die Firmengründer Johann Heimann 1914 in seinem Laden in Duisburg-Neudorf anbot. Der alte Heimann war Nähmaschinenmechaniker, ein inzwischen fast ausgestorbener Beruf. Udo Heimann, sein Enkel und die dritte Generation, lernte schon den Kaufmannsberuf dazu. Inzwischen war der Familienbetrieb nach Mülheim umgezogen: Das Haus an der Löhstraße baute der Sohn des Firmengründers, Bernd Heimann, 1950. Zuvor war der Familienbetrieb an der Friedrich-Ebert-Straße ansässig.

Historische Maschinen im Schaufenster

Das 100-jährige Firmenjubiläum wird offiziell ab Mitte Oktober begangen.

Bis zum Jahresende werden historische Nähmaschinen in den Schaufenstern an der Löh­straße 2 ausgestellt. Kunden müssen erraten, aus welchem Jahr eine bestimmte stammt. Als Hauptpreise winken vier moderne Nähmaschinen.

Zu den Nähkursen kann man sich anmelden unter 47 34 84 oder www.handarbeiten.de.

„Nähmaschinen Heimann“ ist also auch Stadtgeschichte, Sozialgeschichte sowieso: „Eine junge Frau, die geheiratet hat, brauchte damals auch eine Nähmaschine. Früher gab es in jedem Haushalt eine“, sagt Elvira Heimann. Das wurde anders, als die Kleidung günstiger wurde, so in den 80er/90er Jahren, ist Martin Heimanns Erfahrung. Der Betrieb wurde kleiner, heute sind sie zu viert, als Udo Heimann 1975 den Betrieb übernahm, gab es noch 15 Angestellte. Stoffe, Garne, Knöpfe werden heute noch im Haus angeboten, allerdings von einem Pächter; Wolle und Stickgarne verkauft Martin Heimann seit sieben Jahren in seinem Handarbeiten-Geschäft an der Wallstraße/Ecke Löhberg.

Inzwischen gibt es längst eine Renaissance des Nähens, und damit neue Kunden, hat Seniorchef Udo Heimann beobachtet. Er freut sich darüber, wenn Enkelinnen Omas alte Maschine in Ehren halten: „Die stehen hier mit dem Smartphone und wollen die alte Nähmaschine aus den 50ern repariert haben.“

100 Jahre Firma Heimann

100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
100 Jahre Nähmaschinen Heimann.
100 Jahre Nähmaschinen Heimann. © WAZ
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