Mülheim. Anne Penteker gründete ein Hilfsprojekt in Ladakh. In einem ungenutzten Hospital werden arme Menschen, die einen Arztbesuch nicht bezahlen können, gratis behandelt. Deutsche Ärzte reisen mit an
Ladakh liegt zwischen den Gebirgsketten von Himalaya und Karakorum. Die Landschaft in den Hochtälern der nordindischen Provinz (in 3000 bis 4000 Metern Höhe) ist trocken und karg, in den acht langen Wintermonaten kann es dort bis zu minus 50 Grad kalt werden. Ein Ort, an dem das Leben für Menschen nicht gerade einfach ist.
Anne Penteker reist seit 2012 Jahr für Jahr für drei Wochen in diese „fremde und faszinierende“ Welt – es ist ihr eine Herzensangelegenheit. Die Geschäftsfrau, die in Saarn lebt und in Essen einen Miederwarenladen führt, hat dort vor einiger Zeit ein Hilfsprojekt gestartet – für die arme Landbevölkerung, die sich Arztbesuche nicht leisten kann.
Unentgeltliche Hilfe
In einem Provinzkrankenhaus in Leh, dass seit zehn Jahren ungenutzt, aber komplett eingerichtet ist, richtet sie immer im Juli ihr Medical Camp ein. Deutsche Ärzte, die sie für das Projekt gewinnen konnte, begleiten sie und helfen unentgeltlich. „Im letzten Sommer konnten wir in zehn Tagen über 800 Menschen behandeln“, so die 69-Jährige.
Zwei Gynäkologen, und drei Zahnärzte – darunter die Mülheimer Zahnärztin Silke Metzenauer und ihre Helferin Christin Panitz – legten sich richtig ins Zeug. Sie füllten oder zogen Zähne, behandelten Verbrennungen (die sich die Menschen an ihren Kerosinöfen zuziehen), führten sogar Operationen durch. Vor allem auch bei Frauen, die an Krebserkrankungen litten. Ein Anästhesist aus einem örtlichen Krankenhaus kam nach dem Dienst vorbei, um zu narkotisieren.
Medikamente wurden in Deutschland gesammelt
„Es hat sich rumgesprochen, dass wir immer im Juli da sind. Die Leute legen kilometerlange Fußmärsche zurück, um herzukommen und stehen geduldig stundenlang Schlange“, berichtet Anne Penteker. Oft seien es ganze Familienverbände, die wegen verschiedenster Erkrankungen Hilfe suchten. Deshalb werden weitere Ärzte anderer Fachrichtungen gesucht, die mitmachen – etwa Augenärzte, Orthopäden, Internisten, Plastische Chirurgen, Hautärzte. „Viele Leute hier haben Hautprobleme wegen der extremen Kälte und der intensiven Sonneneinstrahlung“, weiß die Projektleiterin.
Sie selber hat zwar keine medizinische Ausbildung, aber sie assistiert, organisiert, ist den Patienten zugewandt. „Ich stehe mit am Zahnarztstuhl, helfe sogar bei OPs mit, führe Informationsveranstaltungen mit durch, kümmere mich, wenn medizinische Geräte repariert werden müssen, passe auf die Kinder auf, während die Eltern behandelt werden“, nennt sie einige ihrer Aufgaben. Außerdem organisiert sie die Arbeitstage durch geschicktes „Praxis-Management“ so, dass es möglichst keinen Leerlauf gibt. „Wir fahren so weit, betreiben so viel Aufwand – da ist es um jede Stunde schade, in der nicht behandelt wird“, sagt sie.
Medikamente und Zahnpasta im Gepäck
Im Gepäck haben Anne Penteker und ihre Mitstreiter auch immer Medikamente, die sie in Deutschland bei Apotheken, Ärzten, Privatleuten gesammelt haben oder dank Spenden kaufen konnten. Einmal reiste man mit 2000 Zahnbürsten und 2000 Tuben Zahnpasta an und verteilte diese bei einer Tour durch die Region an Kinder und junge Mönche.
Das Medical Camp befindet sich auf einem Klostergelände, auf dem es Schulen, ein Altenheim und ein Blindenheim gibt. Die Anlage wurde sogar schon vom Dalai Lama besucht. An Ladakh liebt Anne Penteker die imposante Bergwelt und die „unglaublich netten Menschen“. Ihr Engagement und das ihrer Helfer wird geschätzt. „Die Patienten bringen uns zum Dank oft Geschenke, kleine Dosen mit Saft oder getrocknete Aprikosen.“