Mülheim. Theo List (13) nahm an einem Hilfseinsatz auf den Philippinen teil. Er hatte viele schöne Begegnungen, erfuhr aber auch, was Armut und Hunger bedeuten.
Er wolle wissen, was Armut bedeutet, hatte Theo List vor drei Wochen gesagt – am Tag vor seiner Abreise zum Hilfseinsatz auf der entlegenen philippinischen Insel Isla Verde. Mittlerweile ist der 13-Jährige zurück von seiner aufregenden Reise, die er mit der Mutter, Juristin Dr. Sabine List, und einem Team von Ärzten angetreten hatte. Sein Fazit: Es war eine tolle Zeit, „mit Eindrücken, die ich mir so nie hätte vorstellen können“, doch er sei auch froh, wieder in Mülheim zu sein. Das Leben sei deutlich einfacher hier, bei Strom, fließend Wasser, Sauberkeit.
Mit dem Flieger war es nach Manila gegangen, in die Hauptstadt der Philippinen. Schon die Taxifahrt zum Hotel machte Theo klar, „hier ist alles völlig anders“. Das Auto war einfach und die Tour extrem billig, der Verkehr chaotisch und wuselig. „Und mitten auf der Autobahn liefen Leute, die uns Essen verkaufen wollten.“ Auch der Geruch war völlig anders; „es roch oft verbrannt“.
Vier-Euro-Spende löst Freudensprünge aus
Theo sah Familien, die unter freiem Himmel leben und nur ein Stück Pappe zum Schlafen haben, die ihre Kinder zum Betteln schicken und die sich aus Müllbeuteln der Restaurants „noch das Brauchbarste“ rausholten. Der Schüler des Otto-Pankok-Gymnasiums erlebte, wie eine Frau seiner Mutter fast ein Stück Brot aus der Hand riss, erfuhr, was Hunger aus Menschen machen kann.
„Einmal“, so erzählt er, „habe ich einem Jungen 200 Peso gegeben“, rund vier Euro. Da sei der Achtjährige mit einem Mal überglücklich durch die Gegend gehüpft. Theo war um eine Armutslektion reicher: „Ich wusste nicht, dass das ungefähr so viel ist, wie die sonst vielleicht in einer Woche haben.“ Die Dankbarkeit, die er erlebte und „die viel größer ist als bei uns in Deutschland“, hat den 13-Jährigen tief beeindruckt. „Wenn die gestrahlt haben, war auch ich glücklich.“
Von Manila ging’s per Mini-Bus und Boot auf die Isla Verde, wo die Mitarbeiter von Chance for Growth – dem karitativen Verein aus Essen, den Theos Mutter einst mitgegründet hat – für zwei Tage ein medizinisches Hilfscamp errichteten. Allen voran der Essener Arzt Dr. Sven Volkmuth versorgte innerhalb von anderthalb Tagen mehr als 150 Menschen.
Höhepunkt war das Treffen mit dem Patenbruder
Theos Mutter half bei der Medikamentenausgabe und der Junge selbst interviewte auf Englisch Schüler und junge Studenten, allesamt Patenkinder des Vereins. „Ich wollte Informationen sammeln über ihr Leben“, erzählt Theo, „nur so können wir den Spendern künftig noch gezielter sagen, was dort wirklich gebraucht wird.“ Ihn persönlich treibe um, „dass so viele nette, kluge Kinder nicht in die Schule gehen können“. In Entwicklungsländern, so findet der junge Mülheimer, solle Bildung nichts kosten.
Höhepunkt der Reise war für ihn das Treffen mit Alsafa, einem 16-jährigen Bewohner der Insel, der quasi sein Patenbruder ist. Familie List unterstützt Alsafa schon seit Längerem, jetzt endlich kam es zu einem Treffen. Die Jungs unterhielten sich – so erfuhr Theo, dass Alsafa bald aufs College gehen und etwas mit Mechanik studieren möchte – vor allem aber spielten sie Basketball miteinander. Und das war wieder so ein Moment, den Theo sich aus der Ferne gänzlich anders vorgestellt hatte: „Ich dachte, die spielen da nur so ein bisschen. Aber die waren unglaublich gut, trainieren viel.“
Falls Alsafa ihn eines Tages tatsächlich mal in Mülheim besuchen sollte, weiß Theo schon jetzt, was er ihm zeigen wird: „Meine Schule und unsere ganze tolle Infrastruktur. Und Pommes mit Currywurst.“