Mülheim-Stadtmitte. . Otto-Pankok-Schüler begleiten lernbehinderte Realschüler zu ihren Berufspraktika. Neues Tandem-Projekt unterstützt die Inklusion.

Lernbehinderte Jugendliche haben es nicht leicht, wenn es um den Übergang von der Schule in den Beruf geht. „Schüler mit dem Förderbedarf Lernen finden nur schwer einen Ausbildungsplatz. Ihre Noten sind ja meist nicht so gut, sie haben Einschränkungen in den Bereichen Merkfähigkeit, Konzentration und Ausdauer“, sagt Förderschullehrer Lars Metelmann, der an der Realschule Stadtmitte im Bereich der Inklusion tätig ist. Wichtig als Vorbereitung auf eine Berufstätigkeit seien daher Praktika. Praktikumsplätze zu ergattern, sei hingegen ebenfalls schwierig.

Metelmann dachte nach und kam auf folgende Idee: Ältere Jugendliche könnten den Schülern mit Förderbedarf während eines Praktikums als Begleiter zu Seite stehen. Ein entsprechendes Projekt in Kooperation mit der Otto-Pankok-Schule startete jetzt. Interessierte Gymnasiasten aus den Pädagogikkursen der Jahrgangsstufe 10 wurden in einer Fortbildung zu Praktikumsassistenten ausgebildet, sie sollen im nächsten Halbjahr lernbehinderte Siebtklässler aus der Realschule Stadtmitte bei ihrem viertägigen Berufspraktikum begleiten – also „im Tandem lernen“.

Mit Motivation punkten

Susanne Schnell vom Netzwerk Intego erörterte mit den Fortbildungsteilnehmern Fragen wie „Was bedeutet Inklusion?“, „Welche Rolle habe ich als Assistent?“ oder „Welche Schwierigkeiten könnten auf mich im Umgang mit meinem Praktikanten, aber auch mit dem Chef des Betriebes zukommen?“ Am Ende erhielten alle sogar ein offizielles Zertifikat.

Wichtige Tipps erhielten die Pankok-Schüler, die sich auf ihre „spannende Aufgabe“ freuen, auch von drei Schülerinnen des Gertrud-Bäumer-Berufskollegs (Duisburg). Diese hatten an einer ähnlichen Maßnahme teilgenommen, hatten Achtklässler aus der Realschule Stadtmitte bei einem zweiwöchigen Praktikum im Einzelhandel unterstützt. „Wir haben ihnen bei bestimmten Aufgaben geholfen und zwischen ihnen und den Mitarbeitern des Betriebes vermittelt“, berichten Jessica, Katharina und Lisa. Richtig Spaß habe das gemacht. Für ihre Schützlinge sei das Praktikum eine wichtige Erfahrung gewesen. „Sie wissen jetzt, ob sie gerne in dieser Branche arbeiten würden oder nicht.“

„Unser Ziel ist, dass unsere lernbehinderten Schüler künftig in Stufe 7 und 8 ein begleitetes Praktikum machen können und in der 9 dann noch ein unbegleitetes“, erklärt Lars Metelmann. Denn dies erhöhe ihre Chancen, doch im ersten Ausbildungs- und Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. „Motiviert sind sie alle – und sie können mit sozialen Kompetenzen wie Höflichkeit und Pünktlichkeit punkten.“