Mülheim. Um Kindern den Übergang von der Grundschule zur weiterführenden Schule zu erleichtern, schließen sich mehr und mehr Schulen in Netzwerken zusammen.

Wenn die Grundschulzeit zu Ende geht, der Sprung in die weiterführende Schule ansteht, befürchten manche Eltern ein hartes Ende der behüteten Kindheit. Dramatisch ist der Übergang eher selten; optimiert werden kann er trotzdem, da sind sich die Beteiligten einig. Und investieren seit Jahren viel Energie ins Projekt „Schulen im Team“.

Schulen sollen sich für andere Schulen öffnen, Lehrer sich austauschen über Methoden, Arbeitsweisen, Ziele – auf diese Weise lernt jeder von jedem: Das ist, in Kürze, die Idee von Schulen im Team. An dem Netzwerk-Projekt, das in Mülheim seit 2012 läuft, beteiligen sich aktuell zwölf von 22 Grundschulen, drei der fünf Gymnasien, drei Realschulen sowie zwei der drei Gesamtschulen. Doch auch andere Schulen haben sich von der Idee gegenseitiger Weiterentwicklung anstecken lassen, sagt Brita Russack, Abteilungsleiterin im Amt für Kinder, Jugend und Schule.

Englisch-Arbeitshilfe als „methodische Brücke“

Da wäre zum Beispiel die Englisch-Arbeitshilfe „All about me“, die zwischenzeitlich von allen hiesigen Grundschulen eingesetzt wird: Das Heft nutzt der Viertklässler für Übungen – und er nutzt es weiter, wenn er Fünftklässler wird. „Er stellt sich damit zum Beispiel in der neuen Schule vor“, so Russack. Diese „methodische Brücke“ könne beim Übergang helfen. Nicht alles sei auf einen Schlag neu, das Kind nutze weiter Vertrautes.

Ähnlich sei das mit dem von Styrumer Schulen entwickelten Mathe-Wortspeicherheft, das mathematische Begriffe erläutert und jüngeren Kindern genauso nützt wie älteren. Es wird aus dem Schulen im Team-Topf finanziert und aktuell stadtweit eingeführt.

Auch die Einrichtungen in Stadtmitte und links der Ruhr arbeiten inzwischen eng zusammen. In Stadtmitte entstand etwa die Idee von gemeinsamen Eltern-Informationsabenden: Die Gymnasien, Real-, Haupt- und Gesamtschulen laden nicht mehr länger jeder zur Werbe-Veranstaltung ein, sondern es gibt nur noch einen Termin mit Info zu allen Schulformen.

Linksruhr setzt unterdessen verstärkt auf MINT-Fächer

Linksruhr setzt unterdessen verstärkt auf Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) und es gab schon gemeinsamen Bio-Unterricht von Grund- und Gesamtschülern. Gerade bei den MINT-Fächern, die als sperrig und anstrengend gelten, „ist es wichtig, den Kindern früh zu zeigen, warum es Spaß machen kann, analytisch zu arbeiten“, sagt Russack. Sie nennt noch andere Erfolgsbeispiele, und freut sich: Denn letztlich komme alles den Kindern zugute. „Die Angebote nehmen Hemmungen, bauen Ängste ab, wecken Freude.“ Zum Selbstläufer sei das Netzwerken trotzdem noch nicht ganz geworden: „Wir müssen regelmäßig als Motor fungieren.“

Andreas Illigen, Leiter der Schildbergschule, indes muss nicht mehr motiviert werden: „Wir haben klar das Gefühl, dass die Maßnahmen den Kindern helfen – sowohl emotional, als auch fachlich.“ Längst könne man nicht mehr von getrennten Systemen, von harschem Ende und totalem Neustart sprechen. „Der Bruch ist geringer, die Kinder sind weniger ängstlich.“

Ruhr-Futur jetzt Projektträger von Schulen im Team

„Schulen im Team“ hat seit Neustem – und bis mindestens Ende 2017 – einen neuen Projektträger: Die Bildungsinitiative Ruhr-Futur ist eingestiegen, in Kooperation mit dem Schulministerium NRW und gefördert von der Stiftung Mercator.

Bislang war das zur Uni Dortmund gehörende Institut für Schulentwicklungsforschung der Träger gewesen. Dessen Leiter, Prof. Dr. Wilfried Bos, lobte das Programm: „Durch die gemeinsame Arbeit und das Engagement von Schulen und Kommunen wurden schon vielfältige Synergien genutzt, Ressourcen gebündelt und Grenzen überwunden.“ Neun Kommunen machen mittlerweile bei dem 2007 gestarteten Projekt mit – neben Mülheim sind es Bochum, Duisburg, Dortmund, Essen, Gelsenkirchen, Hagen, Krefeld und Oberhausen.

An der Bildungsinitiative Ruhr-Futur beteiligen sich die Stiftung Mercator, das Land NRW, mehrere Hochschulen und Städte, darunter Mülheim. Ziel sei die Verbesserung des Bildungssystems in der Metropole Ruhr, um allen Kindern Bildungszugang, Bildungsteilhabe und Bildungserfolg zu ermöglichen, heißt es.