Mülheim. . Nach drei Jahren hat sich das Mülheimer Projekt „Ruhrorter“ etabliert. Drei Theaterstücke mit Flüchtlingen entstanden, ein Netzwerk wurde geknüpft. Neue Inszenierung.
Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf, eine warme Decke und die Teilhabe an der Gesellschaft zu bieten – das ermöglichen viele Bürger und Initiativen im Sinne einer guten Willkommenskultur. Andere Wege gehen die Macher des Projektes „Ruhrorter“, das „wir keinesfalls als verlagerte Sozialarbeit verstehen“, betont Adem Köstereli.
Mit Theater von und mit Flüchtlingen, mit Gesprächen und Angeboten eröffnen sie den hier angekommenen Menschen einen künstlerischen Raum, in dem sie sich einbringen können. Andererseits eröffnen sie in Mülheim damit den politischen Diskurs über das Thema Fremdsein. Angesiedelt am Theater an der Ruhr, wird das Ruhrorter-Projekt von dem Kollektiv um Adem Köstereli, Wanja van Suntum und Jonas Tinius begleitet. Ziel ist die Suche nach neuen ästhetischen Formen, um mit den Mitteln von Kunst und forschender Dokumentation gegen die Ausgrenzung von Flüchtlingen und Asylsuchenden anzugehen.
Entstehung einer Trilogie
In den vergangenen drei Jahren entstand eine Theater-Trilogie, die sich mit „Ein Stück von mir“ am Raffelberg über „Zwei Himmel“ in einer ehemaligen Asylunterkunft an der Ruhrorter Straße sowie „Die Nacht meines Anfangs“ im Ex-Frauengefängnis bis in die Innenstadt zog. An Orten der sozialen Isolation brachten Asylsuchende Erlebtes, Ängste und Befürchtungen, vielleicht auch die Hoffnung des Neuanfangs durch Improvisationstheater zum Ausdruck.
Das Projekt erhielt überregional Aufmerksamkeit, Anerkennung und Auszeichnung. „Es ist super positiv angekommen“, sagt Adem Köstereli. Und habe sich etabliert. „Wir haben wunderbare Netzwerke knüpfen können und sehen: Das bringt auch was.“ Flüchtlingsreferat, Flüchtlingsräte, CBE, städtische Stellen, Ehrenamtler-Treffen in Styrum und das Jugendzentrum Stadtmitte zählt Köstereli auf. Das „Café Aleppo“, ein Treffpunkt für Flüchtlinge im Theater an der Ruhr, wurde ins Leben gerufen, organisiert werden gemeinsame Vorstellungs- und Konzertbesuche.
In Planung ist ein neues Theaterstück ab Januar. Alle beruflich eingespannt, wurde das Team vergrößert, „weil es schon viele Aufgaben sind, die man zu erledigen hat“, sagt Wanja van Suntum. Für die neue Inszenierung, wieder mit Kunst-Installation, konnten Dijana Brnic und Maximilian Brands dazugewonnen werden. Thema: „Wir wollen noch stärker auf die Geschichten und Biografien der hier lebenden Flüchtlinge eingehen.“ Eine Fragestellung, die sich seit drei Jahren durchzieht, soll sein: Woran denkst du, wenn du nicht schlafen kannst? Ein Teil der Flüchtlinge, die wieder mitspielen, ist von Anfang an dabei. Freundschaften entstanden – besser lässt sich Integration wohl nicht leben.