Mülheim. . Neues Modell „Apeiros“ gegen Schulverweigerer und Schwänzer startet in Mülheim: Die Fehlzeiten werden per Computerprogramm ausgewertet.
Schulverweigerer, Schwänzer – zu allen Zeiten hat es sie gegeben, und mit immer moderneren Maßnahmen versucht man ihnen zu begegnen. „Apeiros“, gesprochen wie geschrieben, heißt ein neues Konzept, das seit den Sommerferien auch in Mülheim angewendet wird. Wichtiger Bestandteil ist ein Computerprogramm, welches den Eintrag ins Klassenbuch ersetzt.
Entwickelt wurde das Modell beim Wuppertaler Jugendhilfe-Institut „Apeiros“, dessen Team auch die Schulen vor Ort unterstützt, in Mülheim begleitet durch das Bildungsbüro. Der Stadt, versichert dessen Leiterin Brita Russack, entstehen keine Kosten, da die Wübben-Stiftung das Projekt finanziert.
Fehlzeitenquote an Mülheimer Schulen liegt im Durchschnitt
Vorgestellt wurde es jetzt auch im Bildungsausschuss, wo „Apeiros“-Mitarbeiterin Emel Altintas betonte: „Die Fehlzeitenquote an Mülheimer Schulen liegt völlig im Durchschnitt.“ Aber nicht wenige Jugendliche gelten als „gefährdet“, weiß Brita Russack: An den Haupt-, Gesamt- und Förderschulen ist die Zahl der Schulverweigerer nach langjähriger Erfahrung stets höher, „doch einzelne Fälle gibt es auch an Gymnasien“.
An elf Schulen wird „Apeiros“ seit den Sommerferien eingeführt. In der Praxis geht es darum, Fehlzeiten mit technischer Hilfe systematisch zu erfassen und im Bedarfsfall zeitnah pädagogisch zu reagieren. „Die Schulen bekommen eine genial einfache Software“, berichtet Brita Russack. Lehrer tragen dort genau ein, welche Schüler wann fehlen, diese Daten werden ausgewertet, bei Auffälligkeiten Elterngespräche geführt.
Von bislang guten Erfahrungen berichtet Frank Michels, Konrektor an der Realschule Mellinghofer Straße, die bei „Apeiros“ eingestiegen ist. Dabei hätten sie mit notorischen Schwänzern schon vorher kein großes Problem gehabt. „Wir sind ein relativ kleines System“, sagt Michels, „und haben unsere Schüler aus diesem Grund besser im Blick. Einzelfälle gab es aber schon.“
Fehlzeiten werden digital erfasst
Rund 590 Kinder und Jugendliche besuchen die Realschule Mellinghofer Straße, an der Fehlzeiten neuerdings nicht mehr kleinteilig im Klassenbuch vermerkt, sondern elektronisch eingegeben werden. „Das digitale System ist eine große Erleichterung“, meint der Konrektor. Es fällt schneller auf, wenn ein Schüler immer montags fehlt oder freitags abhängt. „Einmal im Monat kommt ein Apeiros-Mitarbeiter, wertet Daten aus und nimmt uns auch pädagogische Arbeit ab.“
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Beispielsweise fehlte ein Schüler immer dann mit Bauchschmerzen, wenn Schwimmen auf dem Stundenplan stand. „Es ist günstig“, so Michels, „wenn jemand mit dem Kind spricht, der nicht gleichzeitig Noten geben muss.“
Das Modell ist aber grundsätzlich so angelegt, dass Lehrer, „Apeiros“-Mitarbeiter und auch Schulsozialarbeiter zusammenarbeiten, um gefährdete Jugendliche und deren Eltern anzusprechen, ehe sich Probleme verfestigen. „Wenn man sofort reagiert, so Brita Russack, „fühlen sich die Jugendlichen erkannt und gesehen. Das hilft oft.“