Ohne einen Abschluss gelangen viele junge Menschen direkt in die Arbeitslosigkeit, das ist allgemein bekannt. Nachdem die Caritas nun eine Studie zum Thema Schulabbrecher veröffentlicht hat, ist aber klar, dass in Mülheim nur relativ wenige junge Menschen die Schule vorzeitig abbrechen. 4,4 Prozent der Schüler haben der Schule 2012 ohne entsprechendes Zeugnis den Rücken gekehrt – das ist nicht viel, und doch genug für die Stadt, um tätig zu werden. Britta Russack, Leiterin der Koordinationsstelle Bildung im Amt für Kinder, Jugend und Schule, und ihre Kollegen sind zuständig dafür.

Russack weist im Gespräch mit der WAZ zunächst einmal daraufhin, dass es sich nicht nur um den Hauptschulabschluss handele, der einigen Schülern fehle. Auch Förderschulen hätten mit Schulabbrechern zu kämpfen. Doch Mülheim steht laut Studie im Ruhrgebietsvergleich wahrlich gut da – im Gegensatz etwa zu Gelsenkirchen mit 10,8 Prozent Schulabbrechern. Im Durchschnitt liegt in NRW die Abbrecherquote bei 5,4 Prozent.

Das relativ gute Abschneiden in Mülheim versucht Britta Russack so zu erklären: „Hier gibt es einen sehr klaren politischen Willen, der sich mit der Thematik auseinandersetzt. Bildung ist für Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld sehr wichtig“, sagt Britta Russack. Die Verwaltung habe viele Spielräume, eine breite Aufstellung und eine ausgeprägte Bildungskette. Die Arbeit beginne schon sehr früh: „Junge Mütter müssen gefördert und unterstützt werden, damit sie mit der Erziehung ihrer Kinder nicht überfordert werden.“ Die Stadt führe junge Familien an gutes Spielzeug heran. Kindern aus unterprivilegierten Familien solle es eben auch gut gehen – und vor allem müssten sie die gleichen Chancen haben wie alle anderen Kinder.

An vielen Schulen bilden Lehrer daher ein Team mit einem Schulsozialarbeiter. Seit zwei Jahren läuft dieses Projekt und es werde auch noch im nächsten Schuljahr fortgesetzt. Zehn Grundschulen haben einen Sozialarbeiter zur Unterstützung eingestellt.

Gespräche mit Eltern und Kindern

Es finden Elterngespräche und Kindergespräche statt. Ein reger Kontakt zwischen Schule und Schülern ist sehr wichtig. Die Kinder sollen sich ernst genommen fühlen und mit ihren Sorgen nicht allein gelassen werden. „Wenn ein Kind das Gefühl hat, dass alle es ernst und es wirklich gut mit ihm meinen, dann besteht ein Vertrauensverhältnis, das ihm auch in einer schwierigen Phase, in einer komplexe soziale Notlage, hilft“, so Russack. Dafür müssten engagierte Lehrkräfte und Sozialarbeiter die Persönlichkeit im Blick haben und eine Klasse nicht nur als großes Ganzes sehen.