Mülheim. . Zurzeit verzeichnet die Einrichtung eine Finanzlücke von fast 50 000 Euro – Tendenz steigend. Schon jetzt müssen Frauen abgewiesen werden. Politiker zeigten sich fassungslos. Die SPD stellt einen Antrag auf Soforthilfe, andere sehen noch Beratungsbedarf.
Die Situation des Mülheimer Frauenhauses ist sehr ernst. Die finanzielle Last wird immer größer. „In diesem Jahr fehlen uns zwischen 40.000 und 50.000 Euro“, sagt Andrea Gehl, Vorsitzende des Vereins „Hilfe für Frauen“, dem Träger des Frauenhauses. Die Tendenz ist steigend. Im nächsten Jahr könnten es bereits 60.000 Euro sein. Andrea Gehl spricht von einer akuten Situation: „Wenn nichts passiert, werden wir in einem halben bis dreiviertel Jahr schließen müssen.“
Die Vereinsvorsitzende gestand jetzt vor Ratsmitgliedern, dass sie nachts schon nicht mehr schlafen könne. Die Lage sei so schwierig, dass das Frauenhaus bereits 60 Frauen nach wenigen Tagen wieder abweisen musste, weil diese den Aufenthalt nicht selbst zahlen konnten, aber auch die Stadt über die Sozialhilfe nicht einspringen konnte. Man versuche dann, die betroffenen Frauen bei Verwandten unterzubringen oder angesichts der Gefährdung in anderen Frauenhäusern. Der Erfolg ist fraglich. Es drohe, so Andrea Gehl, Obdachlosigkeit. „Das sind Frauen, die stehen dann bei der Tafel an. Gerade mal 2000 Euro nehme das Haus im Jahr über Selbstzahler ein, eine verschwindend geringe Summe. Die Klientel habe sich halt geändert, heißt es.
Land soll Frauenhäuser besser unterstützen
Die Politiker machte das fassungslos, zum Teil sprachlos. Viele zeigten sich angesichts der Krise überrascht. „Ich bin tief betroffen“, sagte Bürgermeisterin Margarete Wietelmann (SPD). „So eine wohlsituierte Stadt wie Mülheim darf sich so etwas nicht leisten. Wir müssen Hilfe anbieten.“ Die SPD stellte den Antrag, mit 50.000 Euro die akute Notlage des Hauses zumindest vorerst zu beheben. Eine spontane Mehrheit gab es nicht. Andere Parteien wollen noch beraten, die CDU hofft auf das Land.
Das Problem des Frauenhauses ist ein strukturelles, wie Andrea Gehl erklärt: 32 Betten gibt es. An die 80 Frauen und 50 Kinder wurden in diesem Jahr dort bereits versorgt, es sind steigende Zahlen. 125.000 Euro gibt das Land im Jahr für das Personal, vier Frauen. Die Zuwendungen sind für die nächsten Jahre gedeckelt, dabei reichen sie jetzt schon nur aus, um 78 Prozent der Kosten zu decken. Jede Tariferhöhung, jede Kostensteigerung vergrößert die Lücke. 20.000 Euro gibt die Stadt zur Miete. Mit Spenden hat der Verein „Hilfe für Frauen“ immer wieder Finanzlücken geschlossen. Doch Spenden werden angesichts der Not ringsherum deutlich weniger. Es drückt an so vielen Stellen.
Der Landtagsabgeordnete Heiko Hendriks (CDU) appelliert an das Land, die Frauenhäuser ausreichend zu unterstützen. Es könne nicht sein, dass auch hier wieder die Kommune einspringen müsse, um akute Not abzuwenden. Margarete Wietelmann forderte den Landtagsabgeordneten auf, sich in Düsseldorf für Hilfe einzusetzen.