Mülheim. Ein Anstieg der Kriminalität ist durch die Flüchtlinge kaum festzustellen, erklärt Polizeipräsident Frank Richter im Gespräch.
„Es trifft uns, wenn die Leute sagen, dass wir etwas vertuschen. Das machen wir nicht. Wir nehmen die Besorgnis der Bürger ernst“, sagt Polizeipräsident Frank Richter. Immer wieder hört man, dass mit der Zuwanderung von Flüchtlingen auch die Kriminalität steige, die Polizei und die Medien dies verschwiegen.
Die Fakten: In Mülheim wurden von Februar bis September dieses Jahres 91 Straftaten von Flüchtlingen begangen, mit eingerechnet Delikte wie Schwarzfahren und Ladendiebstähle. Das sind nicht einmal ein Prozent der Gesamtzahl aller Straftaten in Mülheim in diesem Zeitraum, die bei 9461 liegt. Rund 200 Einsätze fährt die Polizei im Schnitt pro Monat in beiden Städten im Zusammenhang mit Flüchtlingen, wobei nicht jeder Einsatz bedeute, dass auch eine Straftat passiert ist. Oft gehe es um Ruhestörungen oder Streitigkeiten der Asylbewerber untereinander, die teilweise mit Körperverletzungen enden. Selten seien aber Bürger außerhalb der Einrichtungen an den Auseinandersetzungen beteiligt. Die Konflikte spielten sich zumeist in den Unterkünften ab, in denen viele Menschen, teils unterschiedlicher Kulturen und traumatisiert auf engem Raum zusammenleben und „wenig Privatsphäre haben“, sagt Frank Richter.
Mehrbelastung für die Beamten
Probleme gebe es auch weniger mit Familien aus den klassischen Flüchtlingsregionen wie Syrien. Oft seien es alleinreisende junge Männer, „überproportional aus Nordafrika“, die straffällig werden.
Die Polizei hat ihre Präsenz an den Flüchtlingsunterkünften verstärkt, zählt rund 3500 Streifenfahrten pro Monat zu den Einrichtungen. „Viele sagen dann, schon wieder ist die Polizei da“, weiß Frank Richter. Aber die Streife fährt, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist. Dabei gehe es auch darum, ein Auge auf rechte Schmierereien zu haben.
Für die Polizeibeamten ist die Belastung in den vergangenen Monaten größer geworden, da will Frank Richter nichts beschönigen: „Es gibt ein erhöhtes Einsatzaufkommen.“ Aber: „Es ist händelbar“, sagt er. Rund 5000 Flüchtlinge leben in Mülheim und Essen insgesamt. Oft muss die Polizei auch pragmatische Lösungen finden, wenn beispielsweise eine syrische Flüchtlingsfamilie auf einer Wache auftaucht, von Schleusern abgesetzt, und nicht weiß, wohin. Auch darum kümmern sich dann die Beamten. Die Zusammenarbeit zwischen der Polizei und den zuständigen Stellen bei den Städten Mülheim und Essen laufe „gut“ und sei „unkompliziert“, so Frank Richter.
Vertrauen schaffen
Die Polizei in Essen/Mülheim versucht mit verschiedenen Aktionen wie Fahrradparcours für Kinder und Jugendliche oder Verkehrserziehung mit Hilfe der Puppenbühne die Integration der Flüchtlingsfamilien zu unterstützen. Es sei eine „große Herausforderung“, Kontakt mit den Familien zu bekommen. Viele Flüchtlinge haben in ihrem Heimatland eine ganz andere Polizei kennen gelernt, Gewalt durch sie erlebt und deshalb ein „anderes Verhältnis zur Polizei. Dort, wo sie herkommen, ruft man nicht die Polizei“, erklärt Frank Richter und sagt: „Wir müssen Vertrauen schaffen.“