Mülheim. . Alle Flüchtlinge in Mülheimer Unterkünften werden medizinisch untersucht. Eine Gefahr durch ungeimpfte Flüchtlinge sieht das Gesundheitsamt nicht.
Flüchtlinge, die in Mülheim in der Erstaufnahmeeinrichtung an der Lehnerstraße landen, werden dort zunächst auch medizinisch untersucht. „Eine aktive Tuberkulose wird ausgeschlossen“, erklärte Dr. Georg Ohde, Leiter des Mülheimer Gesundheitsamtes. Über 16-jährige Flüchtlinge würden dazu geröntgt, bei sechs- bis 15-jährigen Kindern werde ein Bluttest gemacht, jüngere Kinder würden einem Hauttest unterzogen.
Zudem nähmen die Flüchtlinge in den Erstaufnahmeeinrichtungen ganz normal an den Impfprogrammen teil, so Ohde. „Die meisten Flüchtlinge haben keinen Impfausweis“, weiß der Amtsleiter. Daher folge man in Mülheim der Empfehlung des Landes für die Standardimpfungen. Denn die Flüchtlinge brächten ja keine anderen Krankheiten mit als jene, die es hierzulande nicht auch gebe. „Wer als Einheimischer das ganz normale Impfprogramm hat“, betont der Amtsarzt, „der braucht sich nicht zu fürchten.“
Standardimpfungen werden gegen Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten und Polio (Kinderlähmung) verabreicht, so Dr. Ohde, bei Kindern kämen noch Masern, Mumps und Röteln hinzu. In verschiedenen Kombinationen sei das möglich, da Mehrfach-Impfungen verwendet werden können. Bei kleineren Kinder komme etwa noch die Impfung gegen Windpocken hinzu.
Keine Pflicht zur Impfung
Liegt kein Impfausweis vor, „gehen wir davon aus, dass die Menschen nicht geimpft sind“, sagt Amtsleiter Ohde. Das wird dann nachgeholt. „Eine Über-Impfung gibt es nicht, da kann nichts passieren“, betont der Amtsarzt. Seine Kollegen aus dem Gesundheitsamt wurden beim Impfen bisher von niedergelassenen Ärzten unterstützt oder von Medizinern im Ruhestand, die an den Wochenenden eingesprungen seien.
FlüchtlingeEine besondere Gefahr, die von ungeimpften Flüchtlingen ausgehen könnte, sieht Dr. Georg Ohde nicht. Das habe man nicht nur in Mülheim festgestellt, das höre man auch so aus der ganze Republik, sagt er. „Es gibt ja“, erinnert der Amtsarzt, „in Deutschland keine Pflichtimpfung.“
Lieferengpässe von Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten habe es in den vergangenen Jahren immer mal gegeben, sagt Dr. Ohde. Flüchtlinge spielten da keine Rolle. „Es gibt derzeit einige Impfstoffe, die vorübergehend nicht zu kriegen sind“, verweist er auf die Homepage des Paul-Ehrlich-Instituts. Er nennt als Beispiel einen Vierfach-Grippeimpfstoff. Das Paul-Ehrlich-Institut, das Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, informiere regelmäßig über Engpässe.
Gesundheitsamt nicht mehr zuständig
Bei der medizinischen Untersuchung der Flüchtlinge in der Erstaufnahmeeinrichtung gibt es in Mülheim Veränderungen. Bisher war das Gesundheitsamt zuständig, konnte etwa in größeren Mengen Impfstoffe einkaufen und abrechnen. Doch seit dem 1. Oktober gilt ein Vertrag des Landes mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV), die etwa das Impfen und die Tuberkulose-Diagnostik abrechnen kann. Das Gesundheitsamt könne dies nun nicht mehr, sagt Amtsleiter Dr. Georg Ohde. Die bereits angeschafften, noch vorrätigen Impfstoffe seien noch verabreicht worden. „Wir sind“, sagt Dr. Ohde, „mit der KV im Gespräch, wie das weitergehen soll.“
Dr. Dorothea Stimpel, KV-Vorsitzende in Mülheim, bestätigte, dass laut Vertrag jeder approbierte Arzt, auch pensionierte Mediziner, Untersuchungen für Flüchtlinge in Erstaufnahmeeinrichtungen durchführen könnten. Die nötigen Formalien seien auf der Seite der KV-Nordrhein einzusehen. „Ich habe dem Leiter der Ersteinrichtung über Dr. Ohde meine Unterstützung angeboten“, sagte sie.