Mülheim. . Viele Patienten profitieren, aber nicht jeder. Großes Interesse am WAZ-Medizinforum in Mülheim.
Die Röntgenbestrahlung kann bei anhaltenden Schmerzen eine gute Therapie sein, eine Alternative zur ständigen Einnahme von Schmerztabletten oder auch zu einer Operation. Die Behandlung der Schmerzen mit einer extrem niedrigen Dosis an Röntgenstrahlen, so Chefarzt Dr. Thomas Olschewski beim WAZ-Medizinforum, habe zudem kaum Nebenwirkungen.
Rund 150 Bürger waren am Mittwochabend zum fünften und letzten WAZ-Medizinforum ins Evangelische Krankenhaus gekommen, um sich über dieses Therapieverfahren zu informieren. Es wird bereits seit 90 Jahren eingesetzt, dennoch ist es auch manchen niedergelassenen Medizinern nicht bekannt, bedauert der Chefarzt.
Olschewski ging auf die oft geäußerte Sorge ein, dass durch die Bestrahlung ein Tumor entstehen könnte. Theoretisch bestehe zwar die Möglichkeit, praktisch aber nicht. In den vergangenen 90 Jahren sei kein einziger Fall in der medizinischen Fachliteratur beschrieben worden, hieß es.
Mehrere hundert Patienten werden jedes Jahr mit der Röntgentherapie im Ev. Krankenhaus behandelt. Fersensporn, Schleimbeutelentzündungen, Tennisellenbogen, schmerzhafte Schultersteife, Arthrose – die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig. Nach Überweisung durch den Facharzt in die Klinik übernimmt die Krankenkasse alle Kosten. „Wir arbeiten hier mit einem wissenschaftlich fundierten Verfahren“, betont Olschewski. Jeder Patient wird vor Beginn der Bestrahlung untersucht.
Sechs Bestrahlungen
Sechs Bestrahlungen in drei Wochen erhält der Schmerzpatient zunächst, wobei jede Bestrahlung sieben bis zehn Sekunden dauert. Die Bestrahlung erfolgt in der Regel im Liegen, nicht zu bestrahlende Bereiche werden geschützt. Zwölf Wochen nach der Therapie wird der Erfolg beurteilt: „Wir unterscheiden dabei zwischen schmerzfrei, oder es gibt noch einen Restschmerz, oder es ist gar nicht besser, vielleicht sogar schlimmer geworden“, so der Mediziner. Möglich sei es, dass sich bei einem Restschmerz noch eine weitere Bestrahlungsfolge anschließt.
Die Ergebnisse fallen unterschiedlich aus: „Es gibt Patienten, die sind nach einer Bestrahlungsfolge über viele Jahre schmerzfrei“. Beim Fersensporn spüren 73 Prozent nach der Therapie eine Besserung, 23 Prozent sind schmerzfrei. Bei der Schultersteife erreichen je nach Studie bis zu 56 Prozent eine Besserung und bis zu 65 Prozent eine Schmerzfreiheit. Nach einer Bestrahlung könne später, wenn nötig, eine Operation erfolgen. Der Patient verbaut sich nichts.
Warum die Röntgenstrahlen gegen die Schmerzen wirken, ist bis ins Letzte noch nicht geklärt: Die Strahlen wirken auf die vorhandenen Entzündungszellen und auf die Botenstoffe, die diese freisetzen. „Fest steht“, so Olschewski, „Wir verändern dadurch nichts an der Anatomie.“