Mülheim. . Evangelisches Krankenhaus setzt jährlich bei zahlreichen Patienten Röntgenstrahlen als Therapie gegen Schmerzen ein – und kann Besserungen erzielen.

Schmerzen kennen alle, doch Röntgenstrahlen als Therapie gegen die Schmerzen nur wenige. Dabei, so Chefarzt Dr. Thomas Olschewski, gibt es das Verfahren in der Medizin schon sehr lange, fast seit 90 Jahren. Im Evangelischen Krankenhaus Mülheim wird das Therapieverfahren eingesetzt – mit guten Erfolgen.

Es sind vor allem Patienten, die an Verschleißerkrankungen der Gelenke leiden, über eine schmerzhafte Schultersteife klagen, sich mit Schleimbeutelentzündungen herumplagen oder Entzündungen an Muskeln beklagen, die von ihrem Facharzt in die Radiologie überwiesen werden und dort auf Hilfe hoffen. In der Regel haben Medikamente oder Physiotherapien bis dahin nicht den gewünschten Erfolg gebracht, und eine Operation soll noch nicht erfolgen. „Nicht selten sind diese Menschen in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt“, sagt der Chefarzt, der auch deshalb auf eine gute Vernetzung mit den niedergelassenen Fachärzten baut.

Behandlung über drei Wochen

Die Röntgentherapie sieht vor, dass der Patient zunächst sechs Behandlungen über einen Zeitraum von drei Wochen erhält. Dabei wird die Strahlung aus etwa einem Meter Entfernung über sieben Sekunden auf die schmerzende Stelle gelenkt. „Wir arbeiten mit einer sehr niedrigen Strahlendosis“, betont Olschewski. Zum Vergleich: Bei bösartigen Tumoren wird eine 26fach höhere Dosis eingesetzt. Eine Einnahme von Schmerztabletten über längere Zeit könne gefährlicher sein, heißt es.

Der Schmerz, sagt Olschewski, kann nach den ersten Bestrahlungen bleiben oder sich sogar verstärken. Aber das sei nicht entscheidend. Wichtig ist aus Sicht der Mediziner das Ergebnis bei einer Kontrolle zwölf Wochen nach der Strahlenbehandlung. Je nachdem, wie sich der Patient fühlt, kann eine weitere zweite Behandlungsserie dann folgen.

Dämpfen der Entzündungsquelle

Rund 400 neue Patienten mit Schmerzen suchen derzeit im Jahr Hilfe in der Radiologie. Wichtig sei, so Olschewski: Die Röntgentherapie verbaut keine spätere Operation, falls diese erforderlich werden sollte. Es gibt Betroffene, bei denen bilden sich die Schmerzen komplett zurück, und das über viele Jahre. Andere erleben eine spürbare Schmerzreduzierung, und bei wieder anderen spricht die Therapie leider nicht an. Warum und wie die Röntgenstrahlen bei der Schmerzbehandlung wirken, ist nicht exakt geklärt. Sie töten jedenfalls keine Zellen ab, aber sie dämpfen, so der Chefarzt, die Aktivität der Entzündungsquelle. Hoffnung bietet die Therapie auch für manchen Sportler, etwa bei hartnäckigen Schleimbeutel-Entzündungen.

Eine Angst, die den Radiologen immer wieder mal begegnet, ist: Kann die Strahlentherapie einen Tumor auslösen? Lediglich theoretisch, sagt Olschewski, bestehe diese Möglichkeit, praktisch aber nicht.