Mülheim. . Das Projekt in Mülheim-Saarn ist etwas Besonderes: Die Menschen ziehen dort in solide Holzhäuser - sie sind teurer, die Folgekosten aber geringer.

Herbstbunt leuchtet die Ruhr­aue in der Sonne. Nebenan auf dem Kirmesplatz entsteht gerade das Flüchtlingsdorf Saarn. Heute kommen dort die ersten 20 Flüchtlinge aus Syrien an, bis Freitag 60. „Wir können nicht so schnell solide bauen, wie wir Flüchtlinge zugewiesen bekommen“, sagt Sozialdezernent Ulrich Ernst. „Was Landesumweltminister Remmel jetzt fordert, bauen wir in Mülheim bereits“, fügt Stadtsprecher Volker Wiebels an.

Solidere Lösung mit Nahwärmeversorgung

In Holzhäusern und nicht in Zelten – wie in den Nachbarstädten – kommen Flüchtlinge aus dem nahen und ferneren Osten sowie aus Afrika in Mülheim unter. „Das Dorf in Saarn kostet rund sechs Millionen Euro“, erklärt Uwe Bonan bei einem Rundgang an der Mintarder Straße. „Dazu haben wir eine Nahwärmeversorgung. Das ist bei den Erstausgaben teurer. Aber die Folgekosten sind geringer“, betont der Kämmerer. „Sollten wir die Holzhäuser nicht mehr brauchen, können wir sie entweder als Pavillons für Schulen verwenden oder an Vereine verkaufen“, ergänzt Frank Buchwald, Leiter beim städtischen Immobilienservice.

„Die Häuser halten 50 bis 60 Jahre“, bestätigt Uwe Siepmann, der die Häuser mit seiner Firma liefert und aufbaut. Das Grundmaterial ist Fichte aus dem Schwarzwald. „Wir werden versuchen, die Fassaden bunt zu gestalten, damit das Dorf freundlicher wirkt“, sagen die am Aufbau Beteiligten. Und die geben sich Leitern und Bohrmaschinen beinahe im Sekundentakt in die Hände, während der Kollege bereits das Dach abdichtet. „Wir haben gerade echtes Glück mit dem sonnigen Wetter und keinen Regen.“

Rotes Kreuz übernimmt den Betrieb

Mitten durch das neue Flüchtlingsdorf zieht sich bis zur Sporthalle ein Graben. Darin hat die Medl bereits die Nahwärmerohre verlegt. „Wir haben uns schnell und unbürokratisch auf diese günstige und solide Lösung geeinigt“, schwärmen die Dezernenten. Oberbürgermeister Ulrich Scholten hofft, „dass hier alle friedlich miteinander und mit der Nachbarschaft leben“.

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Dafür hat Frank Langer, beim Roten Kreuz mit dem Aufbau und Betrieb der Unterkunft betraut, sofort eine deutliche Ansage: „Die Bewohner bekommen zwar drei Mahlzeiten am Tag. Aber ihre Unterkünfte müssen sie selbst säubern. Wir haben Dusch- und Waschzeiten nach Campingplatzordnung. Jeder bekommt die Regeln bei seiner Ankunft in seiner Landessprache.“

Er und seine Helfer haben bei der Betreuungsarbeit in der Turnhalle an der Lehnerstraße viel gelernt und bauen im Dorf auf dem Kirmesplatz darauf auf. „Das Essen liefert eine Firma. Die Ausgabe der Mahlzeiten wird bei 600 Personen zwei Stunden dauern. Da brauchen wir feste Regeln“, sagt Frank Langer.

Für die ersten Wochen leben die Flüchtlinge noch in zwölf Containern. Die werden sofort abgebaut, wenn die Häuser bezugsfertig sind.