Essen-Heidhausen. . Am Montag werden die ersten von 174 Flüchtling in das Zeltdorf in Heidhausen einziehen. Am Donnerstag konnten sich Anwohner vor Ort informieren.

„Das, was sie hier sehen, sind nicht unsere Wunscheinrichtungen – das ist eine Noteinrichtung“,erklärt Sozialdezernent Peter Renzel den rund 150 Anwohnern in Heidhausen. Diese sind am Donnerstag der Einladung der Stadt Essen gefolgt und haben sich im neu errichteten Flüchtlingsdorf Am Volkswald getroffen – um sich umzusehen, Fragen zu stellen und untereinander auszutauschen.

Sechs sogenannte mobile Bauten stehen nun auf dem ehemaligen Sportplatz in Heidhausen. Dabei handelt es sich um große Zelte mit festen Wänden aus Kunststoff. Diese sollen ab Montag Platz bieten für bis zu 174 Asylbewerber. Drei Bauten sind dabei für die Betten vorgesehen; ein Sanitärzelt ist mit Toiletten, Duschen und Waschbecken ausgestattet; im Küchenzelt findet di Essensausgabe statt; im Betreuungszelt können sich die Bewohner treffen, fernsehen und eine Spieleecke für Kinder sei ebenfalls geplant, erklärt Christian Kromberg.

Kromberg ist Ordnungsdezernent der Stadt Essen und Leiter des Krisenstabes, der mit der Organisation der Flüchtlingsdörfer beauftragt ist. Er war am Donnerstag ebenfalls in Heidhausen und hat einige der Anwohner durch die Anlage geführt und Fragen beantwortet. Eine Anwohnerin wirft auch direkt zu Beginn des Rundgangs ein: „Den Menschen wird doch langweilig, wenn sie den ganzen Tag nur hier herum sitzen können, oder?“. Das sei natürlich auch einer der Ansätze, denen die Stadt nachgehe, erklärt Kromberg. Auf der einen Seite seien die Asylbewerber aber mit ihrem eigenen Asylverfahren beschäftigt – was sehr viel Zeit beanspruche. „Darüber hinaus – und das ist das Großartige hier in Werden – müssen wir alle gemeinsam sehen, dass diese Menschen eine Tagesstruktur bekommen“.

Diese Tagesstruktur entstehe bereits dadurch, dass die Bewohner ohnehin Verantwortung innerhalb ihres Dorfes übernähmen. Ergänzend müsse es aber natürlich auch Angebote für die Kinder und die Erwachsenen geben, sagt Kromberg weiter. Der „Runde Tisch Volkswald“ kümmert sich daher um die ehrenamtliche Hilfe und koordiniert die Freiwilligen.

35 bis 40 Menschen weist die Bezirksregierung der Stadt Essen zur Zeit täglich zu, erklärt Sozialdezernent Peter Renzel: „Woher die Menschen kommen, wissen wir daher natürlich noch nicht“. In anderen Flüchtlingsdörfern in Essen leben aber in erster Linie Menschen aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und Somalia. Bei der Unterbringung der Menschen achtet die Stadt darauf, dass es zu keinen Konflikten kommt – bis auf kleinere Streitereien gebe es bisher auch keine größeren Zwischenfälle in Essen.

Ordnungsdezernent Christian Kromberg steht mittlerweile mit den Anwohnern in einem der Schlafzelte und erklärt die Abläufe, sobald am Montag die ersten Bewohner dort einziehen. Das Unternehmen European Homecare ist für das Flüchtlingsdorf Am Volkswald zuständig. Es sollen sich laut Aussagen der zuständigen Projektmanager rund um die Uhr Mitarbeiter vor Ort befinden – sowohl tagsüber als auch nachts und an den Wochenenden. Zusätzlich ist rund um die Uhr ein Sicherheitsdienst in der Unterkunft.

Schließlich erklärt eine ältere Anwohnerin, dass sie dennoch sehr besorgt sei: Sie habe einfach große Angst vor Einbrüchen und Übergriffen junger Männer. Kromberg nehme solche Sorgen sehr ernst, erklärt er dann sofort: „Neben dem Sicherheitsdienst führen wir natürlich auch mit der Polizei Gespräche, die nun häufiger in der Nähe der Flüchtlingsdörfer Streife fährt“. Außerdem seien die Menschen erst einmal einfach unheimlich glücklich, hier anzukommen, erklärt er weiter. Die Stadt stelle des weiteren fest: „Im Umfeld der Flüchtlingsdörfer ist kein Anstieg von Kriminalität in signifikanter Form festzustellen“.

Die letzten Bauarbeiten Am Volkswald sind zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschlossen. Bis spät abends laufen Handwerker hin und her, damit am Montag die ersten Menschen einziehen können. Sozialdezernent Peter Renzel macht derweil noch einmal deutlich: „Da müssen wir jetzt zusammen stehen und deshalb glaube ich auch ganz bestimmt, dass wir es gemeinsam hinkriegen“.

Infobox: Der Runde Tisch Volkswald besteht aus Vertretern des Vereins Werden hilft! und den Gemeinden Jona und St. Kamillus. Die freiwilligen Helfer kümmern sich um die Koordinierung aller ehrenamtlichen Tätigkeiten am Volkswald. Mitmachen darf jeder. Es ist keine Mitgliedschaft nötig. Bei der direkten Arbeit mit Flüchtlingen ist allerdings ein erweitertes Führungszeugnis Pflicht. Für Fragen zum Ehrenamt und den anfallenden Aufgaben haben die Verantwortlichen eine E-Mail-Adresse eingerichtet rundertisch-volkswald@web.de.