Mülheim. . 232 Arbeitsplätze konnten in zähen Verhandlungen gerettet werden. Und ein Service-Center mit 350 neuen Mitarbeitern zieht in den Hafen.

Noch sind die Verhandlungen nicht ganz beendet. Doch was Pietro Bazzoli, Betriebsratschef bei Siemens in Mülheim, aus dem Werk berichtet, hört sich deutlich besser an, als die Nachrichten aus dem Frühjahr. Damals war die Rede von insgesamt 952 Arbeitsplätzen gewesen, die in drei Etappen in Mülheim wegfallen sollten. Die Bereiche Niederdruck-Schaufel, Ventile und Generator sollten zu 100 Prozent verlagert werden, was allein einen Abbau von 575 Stellen bedeutet hätte. Zähe Verhandlungen haben nun dazu geführt, dass 232 dieser Stellen erhalten werden können.

In allen drei Sparten konnten Jobs für das Mülheimer Werk gerettet werden, berichtet Bazzoli. Pure Freude mag sind dennoch nicht einstellen, denn es verbleibt das Minus von 363 Jobs. Auch die Stimmung in der Belegschaft sei indifferent: „Es gibt welche, die finden das gut. Andere sagen nichts dazu. Und wieder andere fragen vorwurfsvoll: Was ist das für ein Ergebnis?“ Bazzoli versteht sie alle: „Zu dem Thema ist jede Meinung zulässig. Doch wir können sagen, dass wir nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet haben.“ Mit diesem Ergebnis müsse man nun leben – „die Zukunft wird zeigen, was es wirklich wert ist“.

„Die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt ja“

Das hänge ganz wesentlich davon ab, wie sich der weltweite Markt entwickle – „die wirtschaftliche Unsicherheit bleibt ja“ – und inwieweit das Unternehmen bereit sei, zu investieren, um weiterhin die Entwicklung innovativer Produkte zu ermöglichen und gute Ausbildung.

Von den 90 Arbeitsplätzen, die im Bereich Niederdruck-Schaufel abgebaut und nach Budapest verlagert werden sollten, verbleiben 35 vor Ort. „Mülheim ist in diesem Bereich vor allem Denkfabrik“, so Bazzoli. Zwei Drittel der Beschäftigten säßen im Büro. Auch künftig gebe es hier „eine Restkompetenz“ – „und zum Glück verbleibt die hochwertigste Schaufel“.

In der Ventilfertigung war angedacht, 130 Stellen abzubauen, doch die Vorzüge der hiesigen Infrastruktur hätten die Verantwortlichen davon überzeugt, 57 Stellen zu bewahren. „Wir können große Bauteile von hier direkt über die Ruhr verschiffen.“ Das sei im tschechischen Brno, „auf dem platten Land“, unmöglich. Dort kümmere man sich aber bald um die kleineren Teile.

Mit einem speziellen Prüffeld erfolgreich für den Standort geworben

Im Bereich Generator sollten 336 Stellen Richtung Erfurt und Charlotte in Amerika abgezogen werden; nun verbleiben davon 130. Unter anderem habe man mit einem Prüffeld, das es so nur an der Rheinstraße gebe, erfolgreich für den Standort geworben, berichtet Bazzoli.

Gut für den Mülheimer Siemens-Zweig mit derzeit über 4500 Beschäftigten ist darüber hinaus diese Information: Die Serviceabteilung für kleinere Industrieturbinen und Generatoren soll von Essen nach Mülheim verlegt werden; mehr als 350 Kollegen sollen an die Rheinstraße ziehen. „Für sie wird das sicher nicht ganz einfach, doch wir freuen uns, dass wir ein weiteres Standbein haben“, so Bazzoli.