Mülheim. . Produktionszahlen bei Vallourec am Standort Mülheim rutschen in den Keller. Belegschaftsmitglieder fordern verlässliche Perspektiven.

Die Stahlarbeiter von Vallourec müssen wieder um die Zukunft ihres Arbeitsplatzes, womöglich auch um die Zukunft des Werkes bangen.

In Düsseldorf, wo am heutigen Mittwoch der Aufsichtsrat tagt, werden Belegschaftsmitglieder bei einer Kundgebung um 11 Uhr ihre Sorgen, Ängste und Befürchtungen zum Ausdruck bringen und für den Mülheimer Standort klare und verlässliche Perspektiven fordern. Es gibt zwar eine Bestandsgarantie für das Mülheimer Werk und wurden auch in dessen Produktivitätssteigerung 30 Millionen Euro investiert, aber die Produktionszahlen rutschen in den Keller. Mit voraussichtlich 170.000 Jahrestonnen werde das Werk die Tonnage des Krisenjahres 2008/2009 noch unterschreiten, fürchtet Betriebsratsvorsitzende Angelika Kirchholtes.

In Spitzenjahren waren es 470.000 Tonnen. Auch von den geplanten 220.000 Tonnen ist das Werk weit entfernt. Das hat konjunkturelle Gründe, es wurde aber auch die Konkurrenz im eigenen Haus gestärkt: Im Schwesterwerk im französischen Saint Saulve wurden vermehrt Aufträge abgewickelt und das amerikanische Werk bedient den US-Markt, der für das Mülheimer Werk vor einigen Jahren noch sehr wichtig war. Seit 2010 steht das Werk unter Druck. Die Folgen: Personalanpassung und Produktbereinigung.

Bereits 350 Stellen abgebaut

350 Beschäftigte wurden seitdem sozialverträglich abgebaut, bzw. scheiden bis 2019 über Altersteilzeitregelungen aus. Dazu zählt auch der langjährige Betriebsratsvorsitzende Gerhard Oelschlegel, der im vergangenen November die Zukunft des Standortes noch „verhalten positiv“ einstufte. Weggefallen sind außerdem seitdem 200 Leiharbeiter und befristete Stellen.

Im Sortiment wurden ausgerechnet Premiumprodukte vom Standort Schützenstraße ins Schwesterwerk nach Frankreich verlagert. Was bleibt, sind einfache Produkte, wie Betriebsratsvorsitzende Angelika Kirchholtes beklagt, bei denen der Wettbewerb besonders hart ist. Nun sollen weitere 110 Stellen gestrichen werden, doch das Instrument Altersteilzeit scheint ausgereizt. „Wir haben nicht mehr die Mitarbeiter in den entsprechenden Altersklassen“, sagt die Betriebsratsvorsitzende. Auch die Arbeitszeitkonten können die Überkapazitäten nicht mehr kompensieren.

Ausbildungsplätze reduziert

Mit Sorge sieht sie auch, dass die Geschäftsführung die Ausbildungsplätze reduziert hat und den Gesellen nur noch eine befristete Anstellung anbietet und nicht nach Tarif bezahlt. „Ohne Jugend hat der Standort keine Chance.“ Die Zukunft scheint ungewiss. „Streamline 3“ heißt das Programm. Stromlinienförmig soll der Prozess werden, mit der IG Metall stellen sich die Beschäftigten diesem