Mülheim. . Die Waldschule der Kreisjägerschaft Mülheim will Kindern Naturerlebnisse bieten – und die Nachfrage ist riesig. Allerdings fehlen ehrenamtliche Waldschullehrer.

Wenn’s um Bäume geht, ist die 2a der Grundschule Trooststraße bestens informiert. Von Ahorn bis Platane zählen die Kinder so ziemlich alles auf, was am Mülheimer Straßenrand wächst – oder, im Fall des Pfirsichbaums, auch nicht. Bei Tieren gibt’s aber noch Wissenslücken. Die wurden nun geschlossen – in der Waldschule der Mülheimer Kreisjägerschaft.

Kontakt zur Kreisjägerschaft

Die Kreisjägerschaft Mülheim sucht laut deren Vorstandsvorsitzendem Frank Lenz dringend Menschen, die bereit sind, sich in der Waldschule einzubringen. Dazu muss man nicht Vereinsmitglied sein, betont Lenz: „Man sollte ein Gespür für die Natur haben, Freude am Umgang mit Kindern und vormittags Zeit.“

Um an der Waldschule zu „unterrichten“, ist eine spezielle Schulung nötig. Diese wird von der Kreisjägerschaft finanziert. Menschen, die Interesse daran haben, werden gebeten, sich bei der Kreisjägerschaft Mülheim zu melden: 48 71 93; info@muelheimer-jaeger.de; www.muelheimer-jaeger.de

Mit einem Klacken stellt Horst Winkelmann, Obmann für den Lernort Natur der lokalen Kreisjägerschaft (KJS), ein ausgestopftes Tier auf den Tisch. „Wisst ihr, was das ist?“ fragt er und bekommt erst mal nur Achselzucken zur Antwort. „Weiß nicht“, gibt ein Mädchen zu; ihre Freundin rät drauflos: „Ein Wolf?“ Horst Winkelmann schüttelt den Kopf: „Das ist ein Fuchs. Wölfe gibt’s bei uns nicht.“ Deshalb gehören sie auch nicht zu den 99 ausgestopften Exponaten, die sich im Waldschul-Klassenraum verteilen.

Den Mülheimer Wald wollen die Jäger vor allem Kindern näherbringen, um Verständnis zu wecken. „Man kann nur das schützen, was man kennt“, bringt es Frank Lenz vom Vorstand der Kreisjägerschaft auf eine einfache Formel. Also lernen die Grundschüler an diesem Morgen spielerisch den Wald kennen. Lernen, Rinden verschiedener Bäume zu unterscheiden, warum der Wald wichtig ist und dass Klopapier mal Holz war. Rund um zwei lange Tische in der Waldschule sitzen die Jungen und Mädchen da. Natürlich wird nicht nur über den Wald geredet, er wird auch erlebt. Raus in die umgebende Natur geht es, um diverse Blattformen zu unterscheiden und vor allem um genau hinzugucken, den Wald mit eigenen Augen und eigenem Erleben zu entdecken.

Bis zu 1000 Kinder pro Jahr

Das Interesse an dem Angebot ist groß. Es gab Zeiten, berichtet Frank Lenz, da kamen bis zu 1000 Kinder im Jahr in das Holzhaus an der Großenbaumer Straße. Diese Zahl könnte heute noch erreicht werden – die Nachfrage ist da, aber es fehlen Waldschul-Lehrer. „Wir hatten einmal drei. Führer“, so der KJS-Vorsitzende. Inzwischen ist Horst Winkelmann der einzige. Seit fünf Jahren engagiert er sich – seit er in Rente ist und vormittags, wenn Schulen und Kindergärten kommen, Zeit hat. Die Jäger suchen deshalb Menschen, die ein Gespür für Kinder und Natur haben und bereit sind, sich einzubringen. Denn für viele Kinder, hat Winkelmann erfahren, ist der Besuch in der Waldschule der erste Kontakt mit dem Wald.

Für die 2a gilt das nicht. Viele von ihnen waren schon im Wald und fanden das richtig super – unter anderem „weil da Bäume sind“. Yassir sind besonders umgefallene Bäume aufgefallen. „Da wachsen dann Pilze drauf“, hat der Siebenjährige beobachtet – und damit hat er das getan, was Horst Winkelmann sich von mehr Menschen wünscht: Er ist mit offenen Augen durch die Natur gegangen.