Mülheim. . Die Kreisjägerschaft nimmt Mittwoch an einer Kundgebung vor dem Landtag gegen das neue Jagdgesetz teil. Naturschützer finden die Änderungen richtig.
Das von der Landesregierung angestrebte „Ökologische Jagdgesetz“ sorgt seit Monaten für heftige Diskussionen. Die Jäger in NRW fühlen sich von den geplanten Regulierungen (siehe Infokasten) gegängelt und demonstrieren am Mittwoch vor dem Landtag gegen das Gesetzesvorhaben – der Landesjagverband erwartet einige tausend Teilnehmer. Mit dabei sind auch 30 bis 40 von den rund 600 Mitgliedern der Mülheimer Kreisjägerschaft, kündigt Sprecher Bernd Schalk an. „Wir wollen deutlich machen, dass das geplante Gesetz so nicht mit uns zu machen ist. Es besteht fast ausschließlich aus Verboten.“
Die Jäger befürchten daher einen unverhältnismäßig großen Eingriff in ihre Aufgabenbereiche, wie beispielsweise die Hege und Regulierung der Bestände. So soll künftig der Katalog der bejagbaren Tiere reduziert werden. Auch die Zeiträume im Jahr, zu denen Tiere erlegt werden dürfen, werden voraussichtlich kürzer. „Diese Regulierung ist unnötig, der Jäger weiß am besten, was in seinem Revier los ist und kann falls nötig selbst eingreifen“, argumentiert Schalk.
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Zudem greife das Gesetz in bestehende Eigentumsverhältnisse ein und gefährde Existenzen von Jägern und Grundbesitzern, die Reviere an die Waidmänner verpachten. „Wenn sich gewisse Wildbestände durch geringe Bejagung übermäßig vermehren, entstehen zudem Schäden an Bäumen oder auf Feldern in der Landwirtschaft.“
Auch gegen die geplante Wiedereinführung der Jagdsteuer wehre sich der Landesjagdverband, berichtet Schalk. „Über die Steuer entscheidet am Ende aber individuell die Stadt. Eine Jagdsteuer gab es in Mülheim noch nie und ich glaube nicht, dass eine kommt.“ Dennoch seien die Eingriffe durch das Gesetz auch für die Mülheimer Jäger groß, so Schalk, der noch auf Änderungen im Zuge des Gesetzgebungsverfahrens hofft.
Naturschützer sehen in der Jagd einen unnötigen Eingriff in die Natur
Der Naturschützer Thorald vom Berg, Sprecher der Bund-Kreisgruppe Mülheim, bezeichnet die angestrebte Neuausrichtung des Jagdgesetzes als „Schritt in die richtige Richtung“. Das alte Gesetz bestehe aus veralteten Vorstellungen von der Natur. „Tierbestände regulieren sich nicht mit der Waffe, sondern über Futterangebot und Reproduktionsrate von selbst“, so vom Berg. Für ihn ist die Jagd ein „ständiger Eingriff in die Natur“, dessen Notwendigkeit wissenschaftlich nicht belegt sei. Mögliche Wildschäden in der Landwirtschaft seien gering und könnten vom Gesetzgeber finanziell ausgeglichen werden.
Die Aufregung der Jäger sei daher überzogen, sagt vom Berg, der den Protest in Düsseldorf nicht nachvollziehen kann. In Mülheim speziell beklagt er die fehlende inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Streitthema Jagd. „Vor Jahren fand hier noch ein Austausch zwischen Naturschützern und Jägern statt – das würde ich mir wieder verstärkt wünschen.“