Mülheim. . Der Mülheimer Landwirt Karl-Wilhelm Kamann baut die gelben Körner nur für die Rinderzucht an.
Weder Mehl noch Popcorn hat Karl-Wilhelm Kamann im Sinn, wenn er über seine Felder schaut. Auch Biogas ist nicht seine Sache. „Wir brauchen den Mais, damit wir unsere Rinder gut über den Winter bringen“, sagt der Landwirt von Kolkerhofweg. Er mischt die zerkleinerte gelb-grüne Spreu mit Gras, um sie unter einer Plane winterfest einzulagern. Vorher braust ein Jaguar über die Felder und schneidet alles ab, was mit Mais zu tun hat: Pflanzenstängel, Schale, Kolben und Körner.
Es ist Sonntagfrüh, kühler Ostwind streicht über die Ruhrauen. Klaus Opriel startet die schwere Maschine mit ihren 36 Messern. Der Motor dröhnt, der Koloss mit seinen 750 Pferdestärken fährt auf Mais ab. Über eine Breite von 7,5 Metern lässt er kein Blatt stehen. Parallel fährt ein Traktor mit Hänger, in den die Maschine die gehäckselte Maisernte abbläst. Satte 350 000 Euro kostet das hoch technisierte Erntegerät. Preislich liegt es damit locker doppelt so hoch wie die Luxusausführung des englischen Sportwagenfabrikats.
„Wir fahren auch samstags, sonntags oder nachts“
Noch höher sitzt Klaus Opriel in seiner Glaskanzel an den Steuerhebeln. „Ich muss erkennen können, wo das Ende der Reihen ist und ob ich genug Platz zum Wenden habe“, erläutert der Erntefahrer. Das Gerät gehört einer Verleihfirma. „Als Landwirt können wir uns solche Geräte nicht leisten. Also müssen wir sie mieten“, erklärt Karl-Wilhelm Kamann.
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Weil viele Bauern in der Umgebung den scharfen Jaguar in diesen Wochen brauchen, ist der Mietplan stundengenau getaktet. „Wir fahren auch samstags, sonntags oder nachts“, sagt Klaus Opriel und erntet die nächsten Hektar ab.
Während Karl-Wilhelm Kamann den Feldwechsel vom Raffelberg zur Ruhrhalbinsel für den Häcksler ansagt, kippen Schlepperfahrer ihre Ladungen auf dem Hof ab. Dort rollt ein Traktor mit Gewichten über den Haufen und presst das Winterfutter. Hermann Kamann glättet die Fläche, „damit sich unter der Abdeckplane keine Luft staut“.
Sechs Hektar in rund zwei Stunden geschafft
Am nächsten Einsatzort nahe des Bahndamms steht Familie Völker aus Oberhausen am Kolkerhofweg. „Wir machen einen Ausflug in die Nachbarschaft und sind dieser unbekannten Maschine einfach nachgefahren.“ Eltern und Kinder beobachten nun die Maisernte, während Kamanns Enkel Niklas und Malte Maiskolben sammeln: „Die sind für unsere Kaninchen.“
Sechs Hektar hat die Mannschaft in rund zwei Stunden geschafft. „Da waren wenige gerade Flächen dabei. Das häufige Wenden auf Dreiecksflächen kostet Zeit“, erklärt Klaus Opriel. Am nächsten Wochenende kommen die anderen Maisfelder der Kamanns in Raadt unter die Messer. Danach beginnt die Rübenernte.