Mülheim. . Das giftige Jakobskreuzkraut breitet sich auch in Mülheim immer mehr aus.
Wenn man einmal weiß, wie es aussieht, fällt es auch dem Laien am Straßenrand und auf Wiesen auf: Das Jakobskreuzkraut blüht in diesen Tagen sommerlich gelb, und sieht dabei recht hübsch aus. Doch Landwirten ist die Pflanze ein Dorn im Auge, seit sie sich so stark vermehrt, wie die Kreisbauernschaft Ruhrgroßstädte warnt. Weil sie giftig ist für Kühe, Schafe und Pferde. Die aufgenommenen Giftstoffe reichern sich in der Leber an.
Die Tiere wissen, was ihnen nicht gut tut, und machen einen Bogen um das Gewächs. Doch wenn es beim Heuen mitgemäht wird, kann es doch in Tiermägen landen, die es im Trockenfutter nicht mehr ‘rausschmecken. Landwirt Karl Wilhelm Kamann, der Weidetiere hält und in Styrum Heuwiesen bewirtschaftet, kennt das Problem. Vor allem dort, wo Flächen wegen des Naturschutzes nicht gedüngt werden dürfen kann sich Jakobskreuzkraut ausbreiten. Wo das Gras nicht so stark ist, hat das ungeliebte Kraut bessere Chancen, erklärt er. Und auch eine späte Mahd (um die Bodenbrüter zu schonen) hilft dem Jakobskreuzkraut, sich zu verbreiten. Es hat dann Zeit, Samen auszubilden. Bauer Kamann sieht das etwa auf den großen Wiesen am Wasserwerk: „Da gibt es einige Flächen, da wächst nur noch das gelbe Zeug. Auch an den Straßenrändern steht immer mehr davon.“ Was auch daran liege, dass der Landesstraßenbau nicht mehr so intensiv mähe, so Bauer Kamann. „Man muss etwas dagegen tun“, sagt er.
Im Heu fällt die Pflanze nicht auf
Das fordern die organisierten Bauern schon lange. „Die Wegsäume müssen im Frühjahr einmal komplett abgemäht werden, so dass sie gar nicht erst zur Blüte kommen und nicht aussamen“, fordert Christoph Ridder, Vorsitzender des Vereins Kreisbauernschaft Ruhrgroßstädte e.V.. Er sieht hier den Landesbetrieb Straßen.NRW in der Pflicht. Es könne nicht sein, sagt Ridder, dass nur noch ein „ein Meter breiter Streifen entlang der Straße“ gemäht werde.
Gerhard Schmidt von Straßen.NRW verweist auf den bereits 2010 erlassenen Verfügungsbescheid, dass die Außendienststellen (Straßenmeistereien) bei der Pflege der Straßenseitenstreifen den Mahd-Rhythmus bei massenhaftem Auftreten des Jakobskreuzkrauts ändern. Dass sie also früher und intensiver mähen, um damit zu verhindern, dass es zu einer Verbreitung kommt. Bisher würde der Nahbereich zur Fahrbahn zweimal im Jahr gemäht, der hintere Bereich einmal. Träten jedoch „Hotspots“ außerhalb des Mahd-Rhythmus’ auf, „so müsse man auch mal miteinander reden“, fordert Gerhard Schmidt die Landwirte auf. Er verweist aber auch darauf, dass sich das Jakobskreuzkraut etwa auch auf schlecht gepflegten Pferdewiesen gut ausbreiten könne. Nämlich da, wo aufgrund der Trittschäden kein Gras mehr wächst.