Mülheim. . Auf Bitten der Stadt Mülheim hat die Bezirksregierung die Zuweisung von Flüchtlingen ausgesetzt. Erst ab dem 20. Oktober steht Wohnraum zur Verfügung.

Woche für Woche eine vernünftige Unterkunft für rund 100 neue Flüchtlinge und Asylbewerber finden: Das muss eine Stadt erst mal schaffen. Mit Hochdruck arbeiten die Mülheimer Behörden an Lösungen.

Am 9. Oktober ging trotzdem ein Hilferuf an die Bezirksregierung raus: Da weitere Unterkünfte noch nicht fertig seien, bitte man darum, die Zuweisungen vorübergehend auszusetzen. In Arnsberg entsprach man dem Wunsch – „zum kurzen Luftholen und um die neuen Voraussetzungen zu schaffen“, wie Dezernent Andreas Düllberg sagt – und setzte die Zuweisung bis 20. Oktober aus. Ähnliches habe man auch anderen Kommunen schon gestattet; „doch das heißt nicht, dass weniger Flüchtlinge kommen. Sie kommen nur einfach später.“

Klaus Konietzka, Leiter des hiesigen Sozialamtes, ist dennoch froh über die Verschnaufpause, „weil wir im Moment einfach keine Menschen mehr aufnehmen können“. 1436 Flüchtlinge seien mittlerweile über die kommunale Zuweisung in der Stadt untergekommen. Weitere 281 leben in der Notunterkunft des Landes an der Lehnerstraße. Um rund 100 Männer, Frauen und Kinder wachse die Zahl wöchentlich – in den ersten neun Tagen des Oktobers waren es gar 170 Menschen – und so werde weiter händeringend nach privaten Wohnungen gesucht bzw. im großen Stil gebaut.

655 Menschen haben bis dato in privatem Wohnraum Unterschlupf gefunden

655 Menschen haben bis dato in privatem Wohnraum Unterschlupf gefunden und 781 in städtischen Unterkünften: an der Gustavstraße zum Beispiel 200, an der Schillerstraße 70, im Hildegardishaus 90, an der Mellinghofer Straße 52, am Frohnhauser Weg 32, an der Vereinstraße 30, an der Eltener Straße 100, an der Hofstraße 29, am Priesters Hof 50 und am Kuhlendahl 86.

Die 80 Flüchtlinge, die in der einstigen Grundschule am Fünter Weg leben, werden alsbald umziehen. Der Mülheimer Wohnungsbau (MWB) möchte dort Seniorenwohnungen errichten „und so hatten wir den Mietvertrag von Anfang an nur für ein halbes Jahr geschlossen“, sagt Konietzka. Falls das Flüchtlingsdorf in Saarn wie angedacht ab nächste Woche bezogen werden kann, könne die Schule rechtzeitig geräumt werden. „Andernfalls müssten wir noch mal mit dem MWB reden.“

Flüchtlinge in Deutschland600 Personen werden Platz finden in dem Flüchtlingsdorf auf dem Kirmesplatz. Vorbereitet werden zudem die frühere Peter-Härtling-Schule am Wenderfeld für 150 Menschen und das Haus Jugendgroschen an der Hahnenfähre für 120. Noch im Oktober sollen alle drei bezogen werden.

Hilfsbereitschaft weiter groß

Trotz der Anspannung ist Konietzka weiter guter Dinge. Ihm imponiere die Willkommenskultur, die vorherrsche. Immer wieder erlebe er bei den Bürgerversammlungen, „dass die Menschen sofort von neuen Nachbarn sprechen“, die Flüchtlinge also auch sprachlich direkt in ihrer Mitte aufnehmen. Auch die Hilfsbereitschaft sei weiter groß. Ablehnung, wie Neuankömmlinge sie etwa in Teilen Sachsens erleben, gebe es hier „zum Glück“ nicht. Und dennoch: Irgendwann seien Ressourcen eben am Ende. Probleme bereite im Übrigen die Kurzfristigkeit neuer Zuweisungen. „Wir erfahren manchmal erst am Abend zuvor von neuen Bussen.“ Er fordert ein deutlich planbareres System für alle. „Denn nicht nur wir müssen damit klarkommen – auch die Flüchtlinge.“