Mülheim. Im Haus der kleinen Leute bleibt wenig, wie es ist: Ein neuer Träger kommt, die Kita soll auf 60 Plätze ausgebaut und das Gelände verkleinert werden.

Schon einmal, vor gar nicht allzu langer Zeit, haben sich die Eltern der Jungen und Mädchen aus dem Haus der kleinen Leute aufgeregt. Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass für die Kita am Klöttschen händeringend ein neuer Träger gesucht wird – dabei hatten die Eltern sich doch bewusst für eine Einrichtung der evangelischen Kirche entschieden. Nun gibt es einen weiteren Grund, sich zu echauffieren, heißt es aus der Elternschaft. Das wunderbar großzügige Außengelände soll verkleinert werden – die Lukaskirchengemeinde möchte auf dem Grundstück 23 Seniorenwohnungen bauen lassen.

„Ja, es ist eine gewisse Aufregung da“, bestätigt Dagmar Tietsch-Lipski, Pfarrerin des Gemeindebezirks. Und sie fände es auch selbst „schade“, das üppige Gelände so zu dezimieren. „Doch gemessen an dem, was manch anderer Kita zur Verfügung steht, wäre selbst ein Drittel der Fläche noch immer ein schönes Gelände.“ Der klammen Gemeinde bleibe kein Ausweg, „wir müssen die finanzielle Arbeitsfähigkeit auf lange Sicht sichern“. Die geplante Seniorenwohnanlage mit elf sozial geförderten Einheiten und zwölf frei mietbaren sei dafür ein notwendiger Schritt. Seit 2011 habe die Gemeinde drei Gemeindehäuser, zwei Pfarrhäuser und zwei weitere Immobilien verkauft sowie ein Jugendhaus vermietet – „die Verkaufserlöse aber dürfen nur zweckgebunden eingesetzt werden“, so Tietsch-Lipski, sprich wieder für Gebäude.

Ortstermin mit Eltern am Montag

Wie die verbleibende Fläche aussehen könnte, wie groß sie noch sein wird und wohin beispielsweise Spielgeräte versetzt werden könnten, wollen die Pfarrerin und ihre Mitstreiter am Montag bei einem Ortstermin mit Eltern und Mitarbeiterinnen klären. Noch verrate sie übrigens nicht, wer neuer Träger wird, „das sagen wir erst, wenn alles in trockenen Tüchern ist“. Im Laufe der Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten habe man aber herausgefunden, dass auch eine Erweiterung der Kita unerlässlich ist.

Bis dato hat das Haus der kleinen Leute 40 Plätze, von denen aber nur 33 belegt sind, da am Klöttschen mehrere Kinder mit erhöhtem Förderbedarf betreut werden. Klar sei mittlerweile, „dass zweigruppige Einrichtungen heutzutage für Träger nicht mehr attraktiv sind“. Und so entstehe zum Kita-Jahr 2016/17 ein Anbau; die Einrichtung biete damit künftig Platz für 60 Kinder.

Noch fehlen die Genehmigungen

Ob sich Jung und Alt das Gelände wirklich eines Tages teilen, steht noch in den Sternen, hängt von diversen Genehmigungen ab. Bei der Stadt liegt laut Ingolf Ferner, Abteilungsleiter im Jugendamt, bis dato lediglich eine Bauvoranfrage vor. Und auch im Jugendamt stehe man „noch ganz am Anfang der Prüfung“. Für ihn sei „absolut vorrangig, dass die Interessen der Kinder gewahrt bleiben“. Im Ballungsraum Ruhrgebiet und vor allem in der Mülheimer Innenstadt seien freie Flächen für die Kleinen rar gesät, gebe es häufig zu wenig Platz für ausreichend Bewegung; „dabei ist das einer der wichtigsten Aspekte im Kita-Alltag“. Knackpunkt also sei eindeutig die Frage, wie viel Außenfläche für die Jungen und Mädchen erhalten bleibe. „Das Außengelände darf nicht bis zur Unkenntlichkeit dezimiert werden“, so Ferner. Andernfalls erteile der Landschaftsverband Rheinland (LVR) auch gewiss keine Betriebserlaubnis für die Tageseinrichtung.

Auch die CDU-Fraktion hat sich des Themas übrigens am Freitag angenommen und beantragt, dass die Verwaltung das Vorhaben der Gemeinde in der Sitzung der Bezirksvertretung 1 im November vorstellt.