Mülheim. Das Netzwerk gegen Fluglärm fordert den zügigen Einstieg in eine neue Nutzungsdebatte zum Flughafen. Die Stadt arbeitet derzeit an Ausstiegsszenarien.
Das Netzwerk gegen Fluglärm fordert die Städte auf, zügig in eine Diskussion über die künftige Nutzung des Flughafen-Geländes einzusteigen. „Wir haben hier eines der besten Grundstücke im Land überhaupt“, betont Netzwerk-Sprecher Waldemar Nowak. Der amtierenden Oberbürgermeisterin wirft er vor, den beschlossenen Ausstieg zu verzögern – zum wirtschaftlichen Schaden der Stadt.
Eine Planung für eine sinnvolle Nutzung des Geländes wäre mittel- und langfristig „eine Investition in die Zukunft, die erhebliche Steuereinnahmen statt ständiger Subventionen generieren würde“, meint Nowak. Gerade vor dem Hintergrund des eklatanten Mangels an Gewerbe- und hochwertigen Wohnflächen seien neue Ideen und keine Blockadepolitik gefragt. Ein städtebaulicher Ideenwettbewerb für das rund 140 Hektar große Gelände wäre aus Sicht des Netzwerkes nötig und sinnvoll.
"Hinter den Kulissen tut sich viel"
Kein Verständnis hat die Initiative für die jüngste Diskussion über eine mögliche Perspektive des Flughafens. Unternehmen sowie Vereine auf den Ruhrhöhen haben sich zum Bündnis „Wir sind Flughafen“ zusammengeschlossen, um für die Chancen des Areals als Flughafen zu werben. Rückendeckung erhält das Bündnis von der IHK. Nowak bezeichnet dies als Rückfall – „Griff in die Mottenkiste“ – in die 80er Jahre, als man in Mülheim eine dritte Start- und Landebahn für Düsseldorf errichten wollte. Es gebe bereits genügend Flughäfen, die sich für die Steuerzahler zu Subventionsruinen entwickelt hätten, warnt das Netzwerk.
Der Ruf nach einem städtebaulichen Wettbewerb ertönte bereits vor einigen Jahren, verstummte jedoch angesichts des Ausstiegs, der bisher nicht umgesetzt wurde. Stillstand herrscht keineswegs, heißt es im Rathaus. „Hinter den Kulissen tut sich derzeit viel“, erklärt Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen, der seit kurzem die Stadt Mülheim in der Flughafengesellschaft vertritt.
Es geht auch um Arbeitsplatzabbau
Mit der Stadt Essen und vor allem dem Land soll der Ausstieg gemeinsam durchgeführt werden. Die verhärteten Fronten zum Land sollen inzwischen wieder einer Gesprächsbereitschaft gewichen sein. „Es geht bei dem Ausstieg“, so Vermeulen, „um die wirtschaftlichen Folgen für Mülheim.
Das Luftfahrtunternehmen WDL hat noch einen Pachtvertrag bis 2024, der Aeroclub bis 2034. Spätestens dann wäre Schluss mit dem Fliegen. Die Politik, so Vermeulen, soll im kommenden Jahr mehrere Szenarien vorgelegt bekommen, mit welchen Kosten die Stadt zu welchem Zeitpunkt des Ausstiegs rechnen müsste. Dabei gehe es um Abbau von Arbeitsplätzen, um nötige Investitionen in die Anlagen, aber auch um Umsätze, die wegbrechen würden. Erst wenn das Ausstiegsverfahren inhaltlich und zeitlich feststehe, so Vermeulen, mache eine konkrete Debatte über künftige Nutzungen wie ein Ideenwettbewerb Sinn.