Mülheim/Saarn. . Das Familienunternehmen Bellscheidt, geführt von den von der Beys, macht Platz für die Sparkasse und bezieht in Kürze seinen Neubau. Dort gibt es mehr Platz für den Reitsport-Bedarf, aber auch der Bauernmarkt zieht mit um.
Noch sieht vorne im Geschäft von Bellscheidt an der Düsseldorfer Straße beinahe alles so aus wie immer. Doch wer genau hinschaut, der merkt: Hier tut sich etwas. Hier wird geräumt, sortiert und eingepackt. Denn in wenigen Tagen will die Familie von der Bey das Ladenlokal freigezogen haben.
Ab Oktober ist das Gebäude an die Sparkasse vermietet, die ab Sommer 2016 dann dort ihre Kunden betreut.
Immer wieder umorientiert
Es schwingt schon Wehmut mit, wenn Helmut von der Bey erzählt, wie er als 16-Jähriger – 1962 war das – bei Bellscheidt seine Lehre anfing. Selbst damals bestand der Landhandel mitten in Saarn schon um die 50 Jahre. „Da waren hier drum herum noch Weiden“, blickt von der Bey zurück. Die Anfänge waren der Handel mit Getreide, Dünger, Futtermittel und Kohlen. Dass er einst der Chef des Unternehmens sein würde, daran verschwendete der Steppke wohl noch keinen Gedanke. Doch so sollte es kommen, denn der letzte der Bellscheidt-Geschwister hatte keine Nachkommen.
„Wir haben uns in den Jahrzehnten immer wieder umorientiert“, sagt von der Bey. Als der Ausbau der Düsseldorfer Straße begann, kam weiterer Einzelhandel hinzu, wo Bellscheidt schon seit Jahrzehnten war. Mitte der 90er Jahre sattelte Bellscheidt – da bereits unter der Führung der Familie von der Bey – nochmal um, nahm den Bauernmarkt mit dazu sowie Heimtierartikel, auch eine Gartenabteilung kam hinzu.
Familie von der Bey musste neu denken
Doch gerade die Entwicklung des Einzelhandels in den vergangenen drei, vier Jahren hat die Familie von der Bey ein weiteres Mal veranlasst, neu zu denken. „Katzenfutter beispielsweise gibt es heute in jedem Discounter oder Drogeriemarkt, dafür kommt keiner mehr in unser Geschäft“, sagt Britta von der Bey, 38 Jahre alt. Außerdem sei die Konkurrenz durch das Internet deutlich zu spüren. Überdies, sagt ihr Vater Helmut: „Meine Frau und ich gehen beide auf die 70 zu.“ Also gab es Gespräche mit etlichen Interessenten, wie Helmut von der Bey berichtet. Schließlich wurde man sich mit der Sparkasse einig. Sie braucht die immense Fläche von über 1000 m², die für anderen Einzelhandel zu groß ist. Nicht nur für die Familie von der Bey bedeutet der Umzug einen Einschnitt. Auch die Angestellten konnten nicht alle übernommen werden.
Reitsport-Abteilung wird ausgebaut
Bis zum Umzug bleibt Reitsport in alten Räumen
Ab Spätherbst soll der neue Standort von Reitsport Bellscheidt fertig sein. Solange geht der Verkauf an bekannter Stelle weiter. Der Neubau grenzt direkt an das bestehende Gebäude an und ist von der Langenfeldstraße aus anzufahren. Wie bisher führt auch ein Fußweg von der Düsseldorfer Straße aus zu Bellscheidt im Hof.
Auf dem Grundstück zwischen Düsseldorfer und Langenfeldstraße steht noch das Geburtshaus der Gründerfamilie Bellscheidt, die vor gut 100 Jahren den Landhandel aufbaute.
Von ehemals 20 werden acht bis zehn weiter beschäftigt. „Drei Mitarbeiter sind in Rente gegangen, die haben uns zuliebe sogar noch etwas länger mitgearbeitet. Alle anderen haben bereits neue Jobs“, sagt der 69-Jährige. Der traditionsreiche Name Bellscheidt aber wird nicht aus Saarn verschwinden. Britta von der Bey wird ihr Reitsportfachgeschäft, das bereits jetzt neben dem der Eltern liegt, weiter ausbauen. Dafür entsteht zurzeit auf dem rückwärtigen Firmengrundstück ein Neubau.
Auf 600 m² über zwei Ebenen sollen dort auf der oberen Etage Reiter auf ihre Kosten kommen, unten aber, da bleibt Bellscheidt doch noch ein wenig so, wie es immer war. „Wir retten ein bisschen Tradition mit rüber“, nennt es Helmut von der Bey. Der Bauernmarkt etwa, den Hannelore von der Bey mit viel Herzblut aufgebaut hat, zieht mit um. Und auch die Futtermittel für Züchter bleiben im Angebot. Kein Platz mehr wird künftig sein für Gartenutensilien. Soweit das Organisatorische. Und was machen die Geschäftsleute von der Bey? Gehen sie wirklich in Rente? Helmut von der Bey nennt es „langsam auslaufen lassen“. Dann schmunzelt er und sagt: „Unsere Tochter wird schon Aufgaben für uns finden.“