Mülheim. . Die Firma Rauen stellt der Stadt Tennishalle, Minigolfanlage und umliegende Flächen zur Verfügung. Platz für 400 Asylbewerber. Investition von 3,2 Mio.

Platz für weitere 1200 Flüchtlinge muss die Stadt bis zum Jahresende noch schaffen, die Holzhäuser auf dem Kirmesplatz in Saarn werden für maximal 600 Menschen reichen. Die Firma Rauen hat angesichts der aktuellen Notlage der Stadt angeboten, das Gelände des Sportparks an der Holzstraße in Broich für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen. Rund 400 Asylbewerber könnten dort untergebracht werden.

Die Politik hat dem gestern morgen in einem Dringlichkeitsbeschluss zugestimmt, die Stadt wird in den nächsten Tagen den Vertrag unterzeichnen und das Gelände bis Ende 2019 anmieten.

Stadtweite Suche dauert an

Stadtweit sucht ein Team um die Dezernenten Ulrich Ernst und Uwe Bonan weiter nach Möglichkeiten, Menschen zu beherbergen. „Es reicht nicht, mal hier, mal dort eine Wohnung anzumieten“, sagt Ernst. Benötigt werden große Flächen, um dort Holzhäuser zu errichten. Der Sportpark Rauen eigne sich sehr gut. Die Tennishalle soll in einem ersten Schritt so hergerichtet werden, dass darin Ende November an die 250 Flüchtlinge Platz finden. Wo der Minigolfplatz sich befindet, ließen sich, so Bonan, drei Holzhäuser für weitere 150 Menschen aufstellen. Duschen und Sanitäranlagen sollen auf dem angrenzenden Parkplatz aufgebaut werden. Insgesamt verfügt das Areal über rund 18 000 Quadratmeter. An die 3,2 Millionen Euro wird die Stadt an der Stelle investieren müssen. Die Betreuung übernehmen auch in Broich das DRK und die Johanniter.

Nach wie vor steht die Stadt unter Druck; erneut hat das Land angefragt, ob über die Regelzuweisung hinaus Flüchtlinge aufgenommen werden können. Inzwischen, so Bonan, werde es auch immer schwieriger, die nötigen Betten zu bekommen, noch problematischer sei es, Duschcontainer und Sanitäranlagen zu kaufen. „Es findet regelrecht ein Wettrennen der Kommunen auf dem Markt statt.“

Stadt rechnet im nächsten Jahr mit bis zu 5000 Flüchtlingen

Im kommenden Jahr geht die Stadtverwaltung inzwischen von bis zu 5000 Flüchtlingen in Mülheim aus. Um all den Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben, werden Container-Dörfer – gedacht ist hierbei allerdings auch an Holzhäuser – errichtet.

Geplant sind etwa zehn „Dörfer“ mit jeweils bis zu 200 Menschen. Diese werden stadtweit verteilt. Die Standorte sind noch nicht bekannt, die Politik entscheidet Anfang Dezember.

Der Tennisbetrieb in der Anlage Rauen, betrieben von der Tennisschule Diana Ross-Frank, wird am kommenden Sonntag eingestellt, die komplette Anlage ab Montag geschlossen. Die Pächterin und die Firma Rauen als Eigentümer haben sich auf einen Auflösungsvertrag geeinigt. Eine Entschädigung habe die Tennisschule erhalten. „Wir beschäftigen uns schon seit geraumer Zeit mit der Situation der Minigolfanlage und des Tennisbetriebs. Wir, beziehungsweise die Pächter, bewegen uns seit Jahren in einem zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Umfeld. Deshalb prüfen wir seit Längerem die Möglichkeit einer erweiterten Nutzung der Anlage“, so die Familie Rauen. In Anbetracht der aktuellen Notsituation habe man „sehr schnell eine Lösung mit dem Mieterehepaar gefunden“. In einem Brief an die Tennisfreunde schreibt Diana Ross-Frank, dass sie unter einem enormen Druck durch die Eigentümerfamilie gestanden und der Aufhebung des Vertrages schweren Herzens zugestimmt habe.

Rauen: Wollen Lage entschärfen 

Die Stadt hofft darauf, dass sich Land und Bund stärker an den Kosten für die Flüchtlingsunterbringung beteiligen. Die 3,2 Millionen Euro, die für die Herrichtung der Unterkunft im Sportpark Rauen erforderlich sind, finanziert Kämmerer Uwe Bonan zunächst über 1,7 Millionen Euro, die für die Sanierung der Schule Augustastraße in Styrum vorgesehen waren. Das Geld wurde bisher aber noch nicht benötigt, da sich die Sanierung verzögert hat. Die Modernisierung der Schule erfolgt erst im nächsten Jahr. Sie werde in keinem Fall aufgehoben, betont Schul- und Sozialdezernent Ulrich Ernst. Weitere 1,5 Millionen Euro stehen der Stadt aus vermehrten Einnahmen über die Gewerbesteuer zur Verfügung.

In die aktuelle Debatte um den Sportpark Rauen hat sich die Broicher Interessen-Gemeinschaft eingeschaltet. Grundsätzlich, so der Vorsitzende Hans A. Wunder, unterstütze die Gemeinschaft die Bemühungen, Flüchtlingen eine angemessene Unterkunft zu verschaffen. „Wenn allerdings eine Stadt keine Möglichkeit mehr hat, noch weitere Menschen aufzunehmen, dann darf sie hierzu auch nicht gezwungen werden. Es darf nicht so weit kommen, dass Gewerbebetriebe deswegen geschlossen werden müssen.“ Die Broicher Interessen-Gemeinschaft bittet die Stadt, der Pächterfamilie des Sportparks weiterhin eine sichere Existenzgrundlage zu bieten.

Erneut Flughafen vorgeschlagen

Selbstverständlich, so Hans-Joachim Rauen, Geschäftsführer der Sportpark Rauen GmbH, seien die wirtschaftlichen Interessen der Pächterfamilie Ross-Frank „voll berücksichtigt worden“. Gleiches gelte für die betroffenen Aushilfskräfte des Tennisbetriebes. Der Pachtvertrag wäre Anfang 2017 ohnehin ausgelaufen. „Wir hoffen, dass mit diesem Standort die Unterbringungssituation der Flüchtlinge etwas entschärft wird und weitere Schließungen von öffentlichen Sporthallen vermieden werden können“, so Rauen. Sozialdezernent Ernst betont, dass die Stadt keineswegs hingehe und irgendwelchen Druck auf Gewerbetreibende ausübe. „Das war und wird nicht unsere Absicht sein.“

Wunder schlägt der Stadt vor, für die weitere Unterbringung von Asylbewerbern die Nutzung des Tengelmanngeländes zu prüfen, nachdem dort kein Wohnheim für Studierende gebaut wird, sowie das Flughafenareal. Die Firma Tengelmann, so Ernst, habe der Stadt keine Flächen angeboten. Und das Flughafengelände gilt nach Prüfungen als problematisch. Der Aufbau von Häusern für Flüchtlinge wäre dort sehr aufwändig und teuer, heißt es.