Mülheim. . Per E-Mail bat das Team der Realschule Broich die Eltern, Sachspenden für Flüchtlinge in der Schule abzugeben. Die Resonanz machte der 9a mächtig Arbeit.

Donnerstag ging die Rundmail raus. Montag und Dienstag kam die Antwort – und die ist überwältigend: Die Realschule Broich bat die Eltern ihrer Schüler um Sachspenden für in Mülheim lebende Flüchtlinge. Die daraufhin abgegebenen Anzieh-, Spiel- und Schulsachen füllen einen Lkw.

Im Flur der Broicher Realschule türmen sich Dienstagvormittag die Spenden. Doch es herrscht Ordnung im vermeintlichen Chaos – dank der Klasse 9a. Die Jugendlichen haben die Verantwortung für das Projekt übernommen, das ihr Klassenlehrer Ilyas Tirman initiiert hat, nehmen die Spenden entgegen und sortieren sie. Wortwörtlich haufenweise Kleidung liegt dort nun „getrennt nach Winter und Sommer, nach Jungs und Mädchen“, erklärt die 15-jährige Melanie Cwolek das System. Seit halb acht morgens sind sie im Einsatz, sagt Max Stein, der in zwei Wochen seinen 14. Geburtstag feiert: „Seitdem kommen die Eltern und bringen Sachen.“ Am Vortag war das ebenso. Und dann sagt Max einen Satz, der oft fällt: „Mit so viel hatten wir gar nicht gerechnet.“

Weiter den Flur entlang liegen Brettspiele, Schultornister reihen sich aneinander, Bücher stapeln sich. „Es gibt Eltern, die sind extra los und haben Sachen gekauft“, sagt Schulleiter Wolfgang Dahmen und verweist auf brandneues „Schulmaterial“. Die laut Dahmen „tsunamiartige“ Welle der Hilfsbereitschaft hat die Broicher Realschule ein wenig überrollt. Aber sie freuen sich über die große Resonanz, und der Schulleiter ist begeistert, dass die 9a sich so einbringt.

Flüchtlinge sind im Unterricht ein Thema

„Im Unterricht sind Flüchtlinge immer Thema. Wir reden da in fast jedem Fach drüber“, sagt Marvin Mäckenstock. „Deshalb fanden wir die Idee von Herrn Tirman so gut.“ Nicht nur reden, sondern was machen – das war auch die Intention des Klassenlehrers. „Ich bin selbst ein Flüchtlingskind“, sagt der Mathe- und Geschichtslehrer, spricht von einem „persönlichen Anliegen“. Einige Spenden hatte er in Saarn abgegeben, dann sah er das Foto des auf der Flucht ertrunkenen Jungen. Plötzlich ging es für ihn über selbst Erlebtes hinaus: „Das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ So hatte er die Idee für die Spendensammlung.

Ilyas Tirman hat in der Saarner Notaufnahme angerufen und gefragt, was benötigt wird: „Uns wurde gesagt: Alles.“ Alles von Decken bis zum Haushaltsartikel füllt nun den Broicher Schulflur – Tendenz steigend. Unermüdlich schleppen die Schüler blaue Säcke und Kartons in die erste Etage zum Sortieren. Später tragen sie alles wieder runter zum 7,5 Tonnen Lkw, mit dem die Spenden nach Saarn gebracht werden. Die zweitägige Schlepperei merkt Ömer Alpaslan richtig in den Armen. Doch statt zu jammern, wirft sich der Jugendliche gemeinsam mit seinem Kumpel Justin Beß in Pose und spannt die Armmuskeln an: „Ist gut für den Bizeps. Der ist bestimmt schon größer.“ Da sage noch einer, freiwillige Arbeit sei nicht messbar. . .