Mülheim-Speldorf. . Anwohner rund um die Weseler Straße hatten im Sommer auf das Endedes Lärms gehofft, jetzt fürchten sie eine der größten Schrottdeponien im Land.

Das letzte Kapitel des jahrzehntelangen Konfliktes um die Schrottverarbeitung an der Weseler Straße zieht sich länger hin, als gedacht und erhofft. Die Firma Jost Stahlschrott GmbH arbeitet weiter wie bisher auf dem Gelände und baut zugleich auf der von der Stadt gepachteten Fläche an der Timmerhellstraße die Infrastruktur für weiteren Umschlag von Schrott und dessen Verarbeitung auf.

Ende August, so hatten es Anwohner und auch Politiker nach Ankündigungen der Bezirksregierung erwartet, sollte an der Weseler Straße endlich Schluss sein mit Lärm, Erschütterungen und Staubniederschlägen. Doch inzwischen wachsen die Befürchtungen, dass in Speldorf eine der größten Schrottdeponien Deutschlands entsteht, wie es Horst Buchmüller, ein Anwohner und jahrzehntelanger Streiter gegen die massiven Umweltbelastungen ausdrückt.

Vermeulen sieht keinen Grund zur Sorge

„Es gibt für die Firma Jost keinen Stilllegungszwang“, sagt Umweltamtsleiter Dr. Jürgen Zentgraf. Letztlich bestimme das Unternehmen selbst, wann es die Weseler Straße endgültig verlassen werde.

Es müssten, so Zentgraf, auf der Fläche an der Timmerhellstraße, direkt am Hafenbecken, auch noch einige Voraussetzungen für eine komplette Verlagerung geschaffen werden. Unter anderem, so heißt es im Umweltamt, fehle bisher noch die Genehmigung des Eisenbahn-Bundesamtes für die Zugverladung am Gleisanschluss Timmerhellstraße. „Die Firma Jost Stahlschrott GmbH wird daher mit dem hiermit verbundenen Betriebsteil noch an der Weseler Straße verweilen müssen, bis die Genehmigung vorliegt“, so Zentgraf. Bau- und Umweltdezernent Peter Vermeulen erklärte gegenüber der Politik, dass es keinen Grund zur Sorge gebe, alles nehme seinen Weg. Die Firma Jost selbst war für eine Anfrage nicht zu erreichen.

Die Anwohner wundern sich darüber, dass die Voraussetzungen für die Verlagerungen in den vergangenen Monaten nicht geschaffen wurden. Sie befürchten gar, dass sich die Stadt bei den Verträgen zur Verlagerung an die Timmerhellstraße über den Tisch hat ziehen lassen. „Die Firma verfügt jetzt in Mülheim über die dreifache Fläche wie bisher“, sagt Buchmüller. Und nicht nur das: Die Anwohner sehen die Anschaffung einer noch größeren Schrottschere, sie sehen, dass die Falltürme bisher nicht abgebaut wurden, und es ist von einer möglichen zeitlichen Ausweitung der Schrottverarbeitung am Tag die Rede.

Weiter hohe Umweltbelastung

Nach wie vor fahren täglich Waggons mit Schrott an der Weseler Straße vor, der Lärm ist unerträglich wie eh und je, die Messstellen, die lange Zeit die Belastungen kontrolliert und aufgezeichnet haben, sind nicht mehr an den vorgegeben Stellen.

Speldorf im September 2015: Die Menschen leiden nach wie vor unter hohen Umweltbelastungen. Sie erwarten vom Umweltamt eine klare Auskunft, wann endlich die zugesagte Ruhe einkehrt und was auf dem Gelände an der Weseler Straße in unmittelbarer Wohnortnähe in Zukunft geschieht. Auch dazu kursieren inzwischen im Stadtteil Befürchtungen, die nichts Gutes verheißen.