Saarn. . Für Flüchtlinge und Helfer an der Lehnerstraße gab es am Sonntag je zwei kostenlose Bällchen Eis. Die Spendenaktion unter grauem Himmel kam gut an.

Dreizehneinhalb Grad, dichte Bewölkung, Regenschauer – unter diesen klimatischen Bedingungen fand gestern eine ungewöhnliche Spendenaktion statt: An der Sporthalle Lehnerstraße, wo gut 140 Flüchtlinge untergebracht sind, machte am frühen Nachmittag ein Eiswagen Halt, in bester Absicht bestellt und bezahlt von Menschen aus Mülheim.

Die Idee stammt von Susan Pilling-Wilké, einer Engländerin, die seit langem in Menden lebt. Bewegt von aktuellen Berichten über die Leidenswege von Asylsuchenden, wollte sie nicht nur Dinge des täglichen Bedarfs beisteuern, sondern „vor allem den Flüchtlingskindern eine Freude machen“. Pilling sammelte im Freundes- und Bekanntenkreis 330 Euro und engagierte ein Kühlfahrzeug des Eiscafés Calabria: „Sie waren sofort bereit, die Aktion zu unterstützen.“ Dagmar Acri, Chefin der Pizzeria und Eisdiele in Styrum, versprach einen Freundschaftspreis: Statt der sonst üblichen 90 Cent soll die Kugel bei der Endabrechnung mit den Spendern nur 70 Cent kosten.

Gratis war das Gefrorene für alle Flüchtlinge am Standort Lehnerstraße, für die ehrenamtlichen Helfer der Johanniter und des DRK, für die Männer vom Sicherheitsdienst. Aber nicht grenzenlos durfte man genießen: Susan Pilling hatte 170 Gutscheine vorbereitet, jeweils für ein Hörnchen mit zwei kostenlosen Bällchen nach Wahl. Schokolade ging übrigens am besten, bei den Kindern – etwa 40 dürften es in der Notunterkunft sein – war grellblaues Schlumpfeis sehr gefragt.

Viele lachende Gesichter

Zum Mittagessen hatte es Rinderbraten mit Blumenkohl gegeben, zum Dessert kamen die Menschen teils in Flipflops und kurzen Hosen an den Eiswagen: „Wir beginnen uns langsam an das Wetter in Deutschland zu gewöhnen“, sagt – mit dem Hörnchen in der Hand – eine Ingenieurin aus Syrien, die gemeinsam mit ihrem Bruder und ihrem dreijährigen Neffen flüchtete. Allein zwölf Stunden seien sie zu Fuß von Serbien nach Ungarn gelaufen, die ganze Zeit habe er den Kleinen auf seinem Rücken tragen müssen, berichtet der junge Mann. Viel mehr Gepäck konnten sie nicht transportieren, inzwischen wurde ihnen aber warme Kleidung geschenkt. „Fast alle hier sind sehr freundlich. Wir sind glücklich, in Sicherheit zu sein.“

Bei Yaya, einem knapp zweijährigen Jungen aus Somalia, steht nach dem Eisgenuss womöglich ein Kleiderwechsel oder eine gründliche Reinigung an. Mit schräg gehaltener Waffel rennt das lebhafte Kleinkind über den Parkplatz, süßer Erdbeerschmelz kleckst auf seinen Anorak. „Er liebt Eis“, bestätigt seine Mutter, vor zwei Wochen angekommen in Saarn.

„Viele der Menschen hier sind sehr genügsam und dankbar“, sagt eine Helferin aus dem Johanniter-Team. Susan Pilling nahm „viele lachende Gesichter“ erfreut wahr und hat aus persönlichen Gesprächen am Eiswagen schon die Idee zur nächsten Aktion entwickelt. Mehr verraten mag sie noch nicht.