Mülheim. Wilma Wrabel (96) hält es in ihrer Mülheimer Wohnung ohne warmes Wasser im Bad, Telefon und Fernsehen nicht mehr aus. Die Seniorin zieht nun ins Hotel.

Neue Wendung im Fall Wilma Wrabel. Die 96-jährige Mieterin, die seit Wochen ohne warmes Wasser im Bad, ohne Telefon, Fernsehen und mit einem defekten Fahrstuhl in einem Mehrfamilienhaus an der Leineweberstraße lebt, zieht vorerst ins Hotel.

Seit es vor fast vier Wochen in dem von der Treureal verwalteten Haus brannte, sind nach wie vor wichtige Versorgungsleitungen im Haus beschädigt. Hinzu kommt, dass das Licht im Treppenhaus und zeitweise die Haustürklingelanlage des Hauses ausgefallen sind.

Auf Nachfrage bestätigte der Sprecher der Treureal, Heinz Colligs, dass er noch keinen Zeitpunkt nennen könne, zu dem die massiven und die Wohnqualität beeinträchtigenden Missstände behoben sein werden. Bisher konnten nur die Strom- und Wasserversorgung im Haus an der Leineweberstraße wiederhergestellt werden.

Mit Blick auf die noch anstehenden Reparaturarbeiten, so Colligs, prüfe die Gebäudeversicherung des Hauseigentümers, der luxemburgischen Immobiliengesellschaft I-Wohnen-2-Sarl, derzeit Kosten und Angebote entsprechender Fachfirmen.

Treureal: Nachvollziehbarer Schritt

Harald Bartnik, Geschäftsführer des örtlichen Mieterschutzbundes, sieht jetzt den Zeitpunkt gekommen, in dem Wrabel ihre Miete nicht nur um 60 Prozent mindern sollte, sondern auch berechtigt ist, auf Kosten des reparatursäumigen Vermieters sich in einer Ferienwohnung oder in einem Hotel einzumieten. Bartnik verweist auf den Paragrafen 536 des Bürgerlichen Gesetzbuches, der das Recht auf Mietminderung regelt und auf die einschlägige Rechtsprechung.

Treureal-Sprecher Colligs bedauert die Wohnbeeinträchtigung im Haus an der Leineweberstraße. Deshalb kann er den Schritt von Wilma Wrabel nur als rechtlich korrekt nachvollziehen und betonen: „Wir werden im Rahmen der Rechtslage zu unseren Verpflichtungen stehen.“

Auch die Nachbarn warten

Derweil hat sich Hotelier Karlheinz Noy, spontan dazu bereit erklärt, Wilma Wrabel als Gast in seinem Hotel an der unteren Schloßstraße aufzunehmen und sie damit aus ihrer akuten Notsituation zu befreien. Zum gegebenen Zeitpunkt will sich Noy dann mit dem Vermieter Wrabels auf „einen vertretbaren und fairen Preis“ einigen, „mit dem alle Seiten gut leben können.“

Die 96-Jährige Wrabel freut sich erst einmal, dass sie wieder warmes Wasser hat. „Und einen Aufzug sowie Telefon und Fernsehen,“ sagt sie. Doch auch Noys Gastfreundschaft ändert nichts daran, dass sie möglichst rasch wieder in ihre Wohnung zurückkehren will, sobald der luxemburgische Vermieter und seine Hausverwalterin, die Treureal, für die Behebung der vorhandenen Missstände gesorgt haben.

Darauf warten auch Wrabels Nachbarn.