Mülheim. . Das ist für manchen täglich Realität an der Georgstraße. Immer mehr Menschen greifen auf das Angebot des Diakoniewerks zurück.

Die Ersten kommen schon um 6.30 Uhr, um sich vor dem Tor des Diakoniewerks an der Georgstraße anzustellen: für die Frühausgabe der Tafel. Um Punkt 10.30 Uhr geht es los. Ein Team von zehn Mitarbeitern füllt zügig die mitgebrachten Tüten der Bedürftigen mit Backwaren, Gemüse, Obst und Milchprodukten. Über 100 Menschen sind wieder da.

Kahraman, seine Schwester Helin und ihre kleine Tochter Sara stehen auch an. Die syrischen Flüchtlinge kommen fünf Tage in der Woche zur Tafel, um ihre Versorgung aufzubessern. Obwohl der Kurde Kahraman etwas Englisch spricht, leistet Ahmed Ismael, Mitarbeiter der Tafel, Übersetzungshilfe. Montags werde immer mehr ausgegeben, stellt Kahraman fest, der wie seine Schwester im Flüchtlingsheim nahe der Aktienstraße untergekommen ist. „Das Geld reicht nicht, es ist alles so teuer hier“, erklärt er seinen täglichen Gang zur kostenlosen Essensausgabe.

Spendenaufkommen ist gleich

„Bis zu 100 Menschen kommen mittlerweile pro Tag mehr als früher, darunter viele junge Männer aus dem Irak oder Syrien“, erklärt Ulrich Schreyer, Geschäftsführer des Diakoniewerks Arbeit und Kultur. Und das Spendenaufkommen sei im Vergleich dazu gleich geblieben. So gelte es nun, die mehr oder weniger gleiche Lebensmittelmenge auf bis zu 350 Menschen zu verteilen, die um 10.30 und 12.30 Uhr kommen. In Mülheim darf jeder diese Hilfeleistungen nutzen. „Da verhalten wir uns von Anfang an anders als andere Tafeln. Wir verteilen das, was da ist, und verlangen dafür kein Geld oder einen Bedürftigkeitsnachweis“, betont Schreyer. Man beteilige sich nicht an Diskussionen über Ausweise, Chipkartensysteme oder Geld. „Wir leben in einem Sozialstaat und hier muss keiner Hunger leiden“, so Schreyer. „Wir machen es Menschen durch die Tafel leichter, die es im Alltag nicht leicht haben.“

Mülheimer Tafel besteht seit 15 Jahren

Seit 15 Jahren verteilt die Mülheimer Tafel unbürokratisch wochentäglich Lebensmittel an Menschen, die sich selbst als bedürftig einstufen. An zwei Ausgabestellen werden Drogenkonsumenten und Obdachlose mit Lebensmitteln unterstützt.

Das Diakoniewerk und der Evangelische Kirchenkreis kümmern sich für gut 500 Kinder an 16 Mülheimer Schulen um ein tägliches Schulfrühstück und, falls nötig, um Schulmaterialien. Auch werden nun Flüchtlingsklassen mit Schulmaterial ausgestattet.

Mehr Informationen finden sich im Internet unter www.diakoniewerk-muelheim.de

Das Team beurteilt täglich die Nahrungsmengen der rund 60 Spender, von Großunternehmen bis zu kleinen Bäckereien, und teilt die Portionen entsprechend ein. Mal fallen sie größer, mal kleiner aus, und es kann passieren, dass zum Ende der Ausgabe einiges nicht mehr vorrätig ist. Aber man pflege einen guten Austausch mit den Tafeln der Nachbarstädte, um Mängel oder Überangebote auszugleichen.

Schreyer und Farrenberg betonen die soziale Funktion der Tafel. „Wir sind für viele Flüchtlinge eine der ersten Anlaufstellen“, so Schreyer. „Wir sind Kommunikations- und Informationsort.“ In der Schlange träfe man auf Menschen gleicher Sprache und mit gleichen Problemen. Die international besetzte Ausgabe verringere Hemmschwellen und Kommunikationsprobleme. Die Mitarbeiter sprechen Arabisch, Türkisch, Kurdisch, Tamil, Serbisch, Russisch und natürlich Deutsch.