Mülheim. Wegen einer Kanalbaustelle vor ihrem Landen sehen Unternehmer das Weihnachtsgeschäft bedroht und üben mit schrumpfender Spendekampagne Druck aus.

Christiane und Kai Scholand haben vor drei Monaten an der Uhlandstraße 8a einen neuen Supermarkt eröffnet. Wegen der Kanalbaustelle samt Straßensperrung sehen sie ihr Weihnachtsgeschäft, Arbeitsplätze und ihre Existenz bedroht, wie sie es am Samstag in dieser Zeitung groß anzeigten. 10 .000 Euro wollen die Scholands der Mülheimer Tafel spenden, wenn die Straße bis Januar offen bleibt. An jedem Tag, an dem das nicht passiert, ziehen sie 100 Euro ab, lautet die Ansage an die Oberbürgermeisterin.

Diese reagiert mit Unverständnis auf die Kampagne der Unternehmerfamilie Scholand. „Mit mir hat zum Kanalbau in der Uhlandstraße niemand Kontakt gesucht“, macht Dagmar Mühlenfeld, die in der Anzeige persönlich angesprochen wurde, deutlich. Die Kanalbaustelle der Stadtentwässerung Mülheim (Sem) läuft seit über einem Jahr. „Seit dieser Zeit ist die Sem im ständigen Kontakt mit betroffenen Anwohnern und Geschäftsleuten“, bestätigt medl-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann. Klar sei immer gewesen, dass „die Bauarbeiten bis zum Frühjahr 2015 laufen werden“. Um die beiden Lebensmittelmärkte zu erreichen, sei extra eine neue Straße entstanden: „Klagen des Mitbewerbers (Aldi-Süd, die Red.) der Familie Scholand hat es bislang nicht gegeben“, betont Bachmann. Anlieger können auch über die Vereinstraße zu den Märkten fahren.

Öffentlicher Baustellenplan der Stadt

Bis zum 7. März 2015 reichen die 10.000 Euro der Scholands, wenn sie täglich 100 davon abziehen. Voraussichtlich im März will auch die Sem mit dem Kanalbau in der Uhlandstraße fertig sein, steht im öffentlichen Baustellenplan der Stadt.

„Die vermeintlich ,pfiffige Marketing-Idee’ trifft letztlich die Bedürftigen der Mülheimer Tafel“, kommentiert Dagmar Mühlenfeld. „Denn den Scholands war ja vorher klar, wie lange die Baumaßnahme laufen und somit der plakative Betrag von 10. 000 Euro wegschmelzen wird.“

Daher sei sie froh, dass „wir für die Mülheimer Tafel auch Unterstützer haben, die sich die Bedürftigkeit der Menschen nicht für eigene kommerzielle Zwecke zunutze machen“.