Mülheim. . Matthias Frense, Leiter des Mülheimer Ringlokschuppen, sieht die Krise seines Hauses überstanden. Theater ist jetzt Kerngeschäft und der Schuppen soll Ko-Programmhaus sein.

Nach der Talfahrt vor gut einem halben Jahr geht es mit dem Ringlokschuppen wieder bergauf. Programmatisch mit Theater als Kerngeschäft, wurde an neuen Formaten getüftelt und Klimmzüge gemacht, um das Haus wieder wirtschaftlich auf solide Füße zu stellen. Angesagt ist ein Gesellschafts-Diskurs, „dass nicht die Bühne die Welt bedeutet, sondern, dass die Welt die Bühne ist und das Theater der Verhandlungsort“, so Ringlokschuppenleiter Matthias Frense.

Wie haben Sie die letzte Spielzeit unter den schwierigen Bedingungen zu Ende gebracht?

Matthias Frense: Das letzte halbe Jahr haben wir damit verbracht, das Impulse-Festival aufzusatteln, die Silent-University auf Kurs zu bringen, das Heidi Hoh (Lokal) zu eröffnen. All diese schönen Sachen – und jetzt geht bald die neue Spielzeit los.

Ist die Krise jetzt überstanden?

Matthias Frense: Ja, ich glaube, das kann man sagen.

Ist dieses Jahr noch schwierig, weil die ausgeschiedenen Mitarbeiter weiter finanziert werden müssen?

Matthias Frense: Wir haben mit der Stadt einen Plan verabredet, wie das gehen kann. Und es sieht gut aus. Aber wir müssen natürlich von unserem großen Schuldenberg noch mehr abtragen. Wir können jetzt nicht das Haushaltsjahr durch das Abtragen von Schulden auf Null bringen, aber wir konnten den Großteil mit Hilfe von Stadt, Land und Kunststiftung minimieren. Somit ist das alles steuerbar.

Wie viele Mitarbeiter sind jetzt noch im Schuppen beschäftigt?

Matthias Frense: Wenn wir den Stellenplan so machen, wie wir das möchten, werden es elf, vielleicht zwölf Leute sein. Das müssen wir uns noch mal genau angucken. Wir haben durch die Krise zwei Geschäftsführerpositionen und vier Mitarbeiterstellen aufgegeben. Dadurch mussten wir uns intern völlig neu organisieren. Man kann aber auch sagen, dass wir viel aufgeräumt haben, Dinge überprüft und vereinfacht wurden. Ich glaube, man kann sagen, dass wir uns ganz gut zusammengerauft haben. Die Stimmung ist gut im Team. Die Leute arbeiten natürlich schon sehr viel, haben aber jetzt alle eine ordentliche Pause gemacht, was nötig war – nach dem Halbjahr.

Wo sehen Sie die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeit?

Matthias Frense: Ich glaube, es ist wichtig zu sagen, dass ein Haus wie der Ringlokschuppen ein Kerngeschäft hat. Und das ist das Theaterprogramm. Wichtig ist aber auch, dass man natürlich Schnittstellen schafft, wo Menschen das Haus in verschiedener Weise erleben können. Da haben wir uns deutlich geöffnet. Wie beispielsweise die Opernvorstellung auf der Drehscheibe, das war super, auch in der Zusammenarbeit mit dem Kulturbetrieb.

Was hat sich programmatisch verändert?

Matthias Frense: Wir wollen uns künftig sehr viel dezidierter als Ko-Produktionshaus verstehen. Unsere Arbeiten entstehen ausschließlich, alles was auf dem Spielplan steht, mit mehreren Partnern. Das ist ein Grundprinzip, dass wir gesellschaftlich für wichtig halten. Wir müssen uns immer wieder neu bestimmten Inhalten und Personen öffnen. Wir haben in den vergangenen Jahren schon mit vielen Institutionen zusammen gearbeitet – vom Staatstheater bis zur Bildungseinrichtung. Darauf wollen wir in der Zukunft mehr Wert legen.

Zusammenarbeit mit Theatern und anderen Einrichtungen

Wäre auch eine Zusammenarbeit mit Mülheimer Einrichtungen denkbar wie dem Kunstmuseum?

Matthias Frense: Selbstverständlich hätten wir Interesse, etwas mit dem Kunstmuseum zusammen zu machen.

Die Hochschule Ruhr-West liegt ja quasi vor der Haustür.

Matthias Frense: Die Hochschule hat in den ersten Anfängen bei uns angeklopft, weil sie bei uns feiern wollten. Das finden wir super. Die Erstsemester-Party findet immer bei uns statt. Das Heidi Hoh ist auch schon gedacht mit der Perspektive, dass dort der Fahrradweg durchgeht.

Das Programm dürfte auch das studentische Publikum ansprechen.

Matthias Frense: Absolut, sowohl für Theater als auch für das Kulturgut-Programm ist das so. Es gibt demnächst ein Treffen mit der Hochschule, bei dem es darum geht, welche Angebote wir machen können.

Es soll eine neue Reihe mit dem Mülheimer René Steinberg geben?

Matthias Frense: Ja, wir im sind im Gespräch, eine Art Lokalformat zu starten.

Ein kleiner Blick auf den Herbst?

Matthias Frense: Um beim Ko-Produktionshaus zu bleiben: René Pollesch kommt mit dem Gastspiel „Keiner findet sich schön“ wieder. Dann haben wir das Staatstheater Braunschweig mit einem Gastspiel von Marta Górnicka, eine polnische Theaterregisseurin, mit der wir schon viele Projekte gemeinsam gemacht haben und im nächsten Jahr ein Co-Produktion planen.