Mülheim. . Die Polizei beklagt ein wachsendes Verkehrsaufkommen vor Mülheimer Schulen und plädiert für mehr Weitsicht. Rat diskutiert über “Eltern-Haltestellen“.
Um die Sicherheit für Grundschüler im Straßenverkehr zu erhöhen, führt die Stadt einen Versuch an den Schulen Zastrowstraße und Heinrichstraße durch. Dort ist Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, eine Extra-Haltezone zugeordnet. „Wenn die Vorteile die Nachteile überwiegen, werden wir solche Zonen für weitere Schulstandorte prüfen“, kündigt der Leiter des Ordnungsamtes, Bernd Otto, im Gespräch mit dieser Zeitung an.
An beiden Schulen gab es den Wunsch aus der Elternschaft, eine solche Zone einzurichten. Längst nicht überall sei dies möglich, so Otto. Erst recht nicht direkt vor den Schulen. Dort besteht überall Halteverbot, auch das diene der Sicherheit. Zusätzliche Haltebereiche für „Elterntaxis“ kosteten immer auch Parkflächen für Anwohner, so Otto. „Das erfordert einen sensiblen Umgang mit dem Thema.“
Eltern-Haltestellen vor Schulen und Kitas
Die Mülheimer Politik wird sich am kommenden Freitag im Ausschuss für Bürgeranliegen, Sicherheit und Ordnung damit befassen. Der fraktionslose Ratsherr Jochen Hartmann stellt den Antrag, Eltern-Haltestellen im Umkreis von etwa 150 Metern vor allen Kitas und Schulen einzurichten. „Das funktioniert in anderen Städten längst und reduziert die Gefahr“, sagt er und betont: „Es müssen keineswegs teure Umbauten erfolgen, einfache Ausschilderungen reichen.“
Bei der Mülheimer Verkehrswacht ist das Problem bekannt. „Dass Eltern ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, hat leider ganz stark zugenommen“, erklärt Carsten Kuhlmann vom Vorstand und spricht von stellenweise chaotischen Zuständen. Die Verkehrswacht plädiert jedoch zunächst dafür, dass Eltern mit ihren Kindern den Schulweg zu Fuß einüben und dass der Schulweg, zumindest ein großer Teil, zu Fuß bewältigt wird. Darüber hinaus kann die Verkehrswacht dem Ruf nach einer Art Eltern-Haltestelle zum Teil folgen – „vielleicht in 300 bis 400 Metern Entfernung zur Schule“. Einfache Markierungen oder auch Eltern in Warnwesten, die als Verkehrshelfer Unterstützung leisten, kann sich Kuhlmann vorstellen.
Verkehr vor Schulen ist Risiko
Aus Sicht der Polizei stellt das wachsende Verkehrsaufkommen vor Schulen ein Risiko dar. „Eltern halten sich leider nicht immer an die vorgegebenen Regeln“, bedauert Polizeisprecher Lars Lindemann. Gerade bei den großen Autos verlören Kinder schnell den Überblick. Spezielle Parkzonen vor allen Schulen hält er allerdings nicht für nötig. Mehr Ein- und Weitsicht wünscht er sich von Eltern und dass Kinder mehr zu Fuß gehen.
Genau in diese Kerbe schlägt auch Dr. Oliver Bruder, der Direktor der Klinik für Kardiologie am Elisabeth-Krankenhaus. Er beobachtet mit Sorge, dass sich immer mehr Kinder kaum bewegen. Dazu gehört für ihn der Schulweg im Auto. Hier, so Bruder beim Medizinforum im St. Marien-Hospital, werde oft schon der Grundstock für spätere Fehlentwicklungen gelegt, die der Gesundheit schaden.