Mülheim. . Eltern sehen einem möglichen neuen Kita-Streik mit Unbehagen entgegen. Schon werden neue Protestaktionen geplant, diesmal auch gegenüber Verdi.
„Ich glaub’ es geht schon wieder los.“ Diese Liedzeile aus dem Schlager von Roland Kaiser ist Alexander Kocks sofort in den Sinn gekommen, als er gehört hat, dass die Mehrheit der Verdi-Mitglieder gegen den Schlichtungsvorschlag beim Kita-Streik gestimmt hat. Kocks hofft nun, dass daraus kein Ohrwurm wird. Und damit ist der Vater nicht allein, der beim ersten Teil des Kita-Streiks Eltern-Proteste organisiert hat. „Ich war am Sonntag beim Ferienabschlussfest am Witthausbusch. Da konnte ich mit vielen Eltern ins Gespräch kommen. Die Gemüter sind erhitzt.“ Diese Gefühlslage hat er dann auch gleich am Sonntagabend in Worte gefasst und einen Beitrag in der Facebook-Gruppe „Elternstreik Mülheim“ gepostet. Über dieses Forum, das mittlerweile rund 270 Mitglieder hat, waren während des Streiks die Proteste organisiert worden, etwa die große Demo der Eltern im Rathaus.
Härtere Töne gegenüber Verdi
Hatten damals die Eltern noch viel Verständnis gegenüber den Forderungen der Erzieherinnen gezeigt, zeichnet sich nun ein härterer Ton gegenüber Verdi ab. So hat Kocks in seinem Beitrag darüber nachgedacht, ob es nicht nun an der Zeit sei, auch auf die Gewerkschaft Druck auszuüben. Etwa durch eine Demo vor der Verdi-Geschäftsstelle oder gar durch einen öffentlichen Aufruf, der zum Gewerkschafts-Austritt auffordert und Verdi so zum Einlenken bewegen soll. Hinter solchen Überlegungen stehe, so macht Kocks deutlich, Verzweiflung. „Viele Eltern wissen nicht, was sie machen sollen, wenn jetzt wieder gestreikt wird. Der Jahresurlaub ist aufgebraucht, Großeltern stehen auch nicht immer zur Verfügung. Da geraten viele an ihre Grenzen.“
Manuela Terjung denkt schon jetzt darüber nach, wie der Notfall zu organisieren wäre. Sie ist Mutter zweier Kinder, ihre Familie hat einen landwirtschaftlichen Betrieb. Während des Streiks hatte sie sich mit anderen Eltern zusammengetan und in Eigeninitiative eine Betreuung reihum organisiert. Das kostet natürlich viel Arbeitsaufwand, ist aber zumindest für einige Tage eine Option. Bei der Demo der Eltern im Rathaus hatte Oberbürgermeisterin Mühlenfeld den Eltern zugesagt, dass für solche Initiativen auch Räume der Kitas in Anspruch genommen werden könnten. Darauf würden Manuela Terjung und andere Eltern nun natürlich im Fall des Falles gerne zurückgreifen.
Rechtliche Hürden
Doch dazu wird es in der Praxis kaum kommen. Zwar hat die Verwaltung tatsächlich Verträge vorbereitet, die dann von den Eltern unterschrieben werden müssten. Doch sind die mit hohen Auflagen verbunden, die Privatleute kaum tragen wollen. Sie stünden persönlich in der Verantwortung und müssten sowohl für die Sicherheit der Kindern wie den Zustand der Immobilien haften.. Niederschwelliger lasse sich es leider nicht regeln, erläutert Lydia Schallwig vom Jugendamt. „Wir müssen auch rechtliche Auflagen einhalten, anders geht es nicht.“ Bisher noch keine Anfragen von Elterninitiativen bei der Stadt eingegangen. Klar sei allerdings, dass im Streikfall seitens der Stadt wieder eine Notversorgung organisiert werde.
Und wie sieht der Zeitplan bei der Gewerkschaft aus? Über 70 Prozent der örtlichen Wahlberechtigten hätten abgestimmt und eine sehr deutliche Mehrheit habe sich gegen die Schlichtung ausgesprochen, teilt Gewerkschaftssekretär Björn Jadzinski mit. Er geht davon aus, dass die Bundesdelegiertenkonferenz dem Votum der Basis folgt und den Schlichtungsvorschlag ablehnt. Danach könnte sofort wieder gestreikt werden. Dann werde auch beschlossen, ob nur an einigen Tagen oder für einen längeren Zeitraum die Kitas geschlossen bleiben.