Mülheim. . Zum einjährigen Geburtstagsfest des Flüchtlingsprojekts wurde eine Skulptur eingeweiht, die für die Willkommenskultur in der Stadt sehen soll.
Die meisten Glückwünsche wurden persönlich überbracht: Rund 150 Gäste schauten bei der Geburtstagsfeier von „Willkommen in Mülheim“ an der Solinger Straße vorbei. Ein schriftlicher Gruß freute die Aktiven der Hilfsinitiative aber besonders: Eine Karte von Rupert Neudeck. Der hatte vor über 30 Jahren für weltweites Aufsehen gesorgt, als er mit dem Schiff „Cap Anamur“ Zehntausenden von vietnamesischen Flüchtlingen, den sogenannten „Boat People“, das Leben rettete, indem er sie auf dem Chinesischen Meer aufnahm und nach Deutschland brachte.
Auch heute kommen noch unzählige Menschen um, die versuchen, über das Wasser zu flüchten, um nach Europa zu gelangen. Und auch Neudeck, mittlerweile 76 Jahre alt, engagiert sich noch für Flüchtlinge. Vor allem setzt sich der Gründer des Friedenskorps „Grünhelme“ dafür ein, die Lebensbedingungen in den Herkunftsländern zu verändern. Von der Arbeit von WiM hatte Neudeck schon vor längerer Zeit gehört, er will sie künftig unterstützen. Es folgten Gespräche mit WiM-Gründer Reinhard Jehles. „Rupert Neudeck wäre gerne zur Geburststagesfeier gekommen, aber er hat viele Termine“, berichtet dieser.
Prominenter Ort für Skulptur gesucht
In den Telefonaten haben die beiden aber einen Plan entwickelt, dessen Ergebnis nun auch schon bei der Geburtstagsfeier zu sehen war: eine WiM-Skulptur. Als Vorbild dafür dient ein Denkmal, das in Hamburg an das Schicksal der vietnamesischen Flüchtlinge erinnert. Die neue Skulptur würde Jehles gerne an einem prominenten Ort in Mülheim aufgestellt sehen. Zum Beispiel am Hafen. „Die Skulptur könnte symbolisch für die Willkommenskultur in unserer Stadt stehen“, ist er überzeugt.
Bei dem großen Geburtstagsfest konnte man nun beobachten, wie diese Haltung ganz praktisch gelebt wird. Besonders interessant ist, dass sich ja nicht nur enge persönliche Beziehungen zwischen den Einheimischen und Flüchtlingen ergeben, sondern auch zwischen den Flüchtlingen selbst, die ja alle aus unterschiedlichen Volksgruppen stammen.
Zwei Geburtstage auf einmal
So wurde nämlich nun auch noch ein anderer Geburtstag gefeiert. Mai Lene ist eine Vietnamesin, die schon seit vielen Jahrzehnten in Düsseldorf lebt. Ihre Familie war auch einst mit Rupert Neudecks „Cap Anamur“ nach Deutschland gelangt. Als sie vor einigen Monaten im Fernsehen einen Bericht über WiM gesehen hatte, war für sie klar, dass sie dieses Engagement für die Flüchtlinge der Gegenwart unterstützen will.
Seither kommt sie regelmäßig nach Mülheim und hilft mit, etwa bei der Kleiderausgabe oder anderen Aktivitäten. Und auch bei der Geburtstagsfeier wollte sie nicht fehlen, obwohl sie selbst am Tag des Festes 40 Jahre alt wird. Ihre WiM-Mitstreiter wollten aber nicht, dass Mai Lene diesen besonderen Tag ohne ihre Familie verbringt, die in ganz Deutschland verstreut lebt.
Die Aktiven sind Freunde geworden
Also sorgte sie dafür, natürlich heimlich, dass die Verwandten auch zur Feier an die Solinger Straße kommen. Dieses doppelte Geburtstagsfest sorgte für eine ganz besondere Atmosphäre.
Die Aktiven sind auch Freunde geworden. Dass das die gemeinsame Arbeit erleichtert, ist keine Frage. In anderen Städten haben sich viele Tochter-Initiativen gebildet. Die Ehrenamtler dort wundern sich manchmal, wie harmonisch es trotz aller Herausforderungen in Mülheim zugeht. Die genaue Ursache kennt niemand. Aber das, was Gitta Hellwig, Mitstreiterin der ersten Stunde sagt, gilt wohl für viele: „Diese Arbeit ist einfach sehr erfüllend."