Mülheim. . Das Theater-Open-Air im beleuchteten Raffelbergpark eröffnete mit einem Konzert und der Spendensammlung für ein Beschäftigungsprojekt für Flüchtlinge.
Wenn die Weißen Nächte anstehen, wussten die Freunde des Open-Air-Theaters in den letzten Jahren, was angesagt war: wetterfeste Kleidung. Dass Roberto Ciulli bei der Eröffnung diesmal nicht in Gummistiefeln und Cape im strömenden Regen stand, verwunderte selbst den gut aufgelegten Theater-Chef: Sonst rede er immer so lange bis der Regen kommt. „Das ist mir diesmal nicht gelungen.“
Launig wie der laue Sommerabend waren die Besucher. Sie genossen die Atmosphäre inmitten von überbordenden Rosensträuchern. „Wir sitzen im Rosengärtchen, guck mal die Lichter in den Bäumen, boah, wie is et schön“, sagt eine Frau in die Runde. Blicke schweifen über den beleuchteten Park und das terrassenförmige Gelände: auf Fackeln und Lichterketten, die am Wegesrand funkeln, irrlichternde Fixpunkte auf dem Wasser und im Grün, gleißende Reflexionen in den Bäumen und schillernde Lichtinseln im Wasser.
12. Auflage der beliebten Veranstaltung ohne Eintritt
Im Zusammenhang mit dem Flüchtlingsthema, der EU und der Griechenlandkrise erhielt Roberto Ciullli Applaus für seinen Appell: „Griechenland ist eine Wiege der Kultur. Es muss Teil von Europa bleiben.“ Zuspruch finden auch Ciullis Führungen durchs Haus, täglich bei den Weißen Nächten um 18.30 Uhr.
Mit der 12. Auflage sind die Weißen Nächte, einst wegen eines heißen Sommers und einer versagenden Klimaanlage aus der Not heraus geboren, mittlerweile zur Tradition geworden. Sie gehen bis Sonntag. Nach Konzerten (19.30 Uhr) gibt’s um 21 Uhr Theater: „Kaos“ (Freitag) „Clowns“ (Samstag) und „Gott“ (Sonntag). Eintritt frei.
D ie angestrahlte Kulisse des Theaters zeigt sich farbenprächtig. Entgegen der üblichen Biertisch-Garnitur sind Tische und Bänke diesmal edel in Weiß eingekleidet, liebevoll gemacht ist die Blumendeko. Kegel-Skulpturen wechseln die Regenbogen-Farben auf der Wiese. „Es ist einfach wunderschön gemacht“, findet Edith Ramin. Während die Mülheimerin das Theater, seine Stücke und die Weißen Nächte kennt, ist ein Paar aus Hagen angereist. „Eine ganz tolle Atmosphäre“, finden Johanna Bungarten und Fernando Schmidt. „Das Wetter ist optimal und das Essen ist gut.“ Später wollen sie sich das Stück „Wer hat meine Schuhe vergraben?“ ansehen.
Improvisationstheater aus erlebter Geschichte
Zum Stadtjubiläum 2008 war das Improvisationstheater aus erlebter Geschichte und Erinnerungen der Mülheimer entstanden.
Es ist ein Abend, der fast ohne Sprache auskommt, „aber deshalb nicht sprachlos ist, sondern vielleicht eher umgekehrt“, so Ciulli. Assoziationen und Bilder machen die Inszenierung reicher.
Die Auswahl von Stücken, die wenig Sprache brauchen, ist in diesem Jahr gezielt: Teilhaben daran sollen auch Flüchtlinge, „um Begegnungsmöglichkeiten zu stiften“, so Sven Schlötcke. Ein Blick ins Publikum zeigt, dass dieses Vorhaben offenbar noch ein bisschen Anlauf braucht. Mag es an den nahenden Ferien, an anderen Veranstaltungen in der Region oder dem Wochentag liegen – die Tribüne ist zwar gut gefüllt, aber nicht so prallvoll besetzt wie üblich.
Applaus für "Willkommenskultur" für Flüchtlinge
Mit Applaus bedacht wird die „Willkommenskultur“ für Flüchtlinge in Mülheim. „Im Verhältnis zu anderen Städten betreibt Mülheim eine wichtige und gute Politik für Flüchtlinge“, betont Schlötcke. Auch das private Engagement der Mülheimer hebt Ciulli hervor.
In diesem guten Sinne gehen die Spenden, die in den auf dem Gelände aufgestellten Boxen gesammelt werden, diesmal an ein Beschäftigungsprojekt für Flüchtlinge des Diakoniewerks. „Wir wollen Flüchtlinge beschäftigen“, erläutert Michael Farrenberg vom Diakoniewerk, „denn Arbeit ist eine wichtige soziale Teilhabe.“ In Planung sei ein Up-Cycling-Projekt, bei dem diese Menschen aus ausgemusterten Dingen „etwas Neues und Kreatives schaffen“.
Musikalisch-kreativ zeigt sich der Jazzpianist Bernd Kämmerling bei seinem Konzert auf der Bühne vor dem Teich. Angetan vom klaren und lupenreinen Spiel des Folkwang-Dozenten, lauscht das Publikum konzentriert dem emotionalen Klang von Chopin, der seidenweich zum Abend passt. Manche relaxen auf der Wiese, andere auf Treppenstufen, Bänke sind besetzt. Kämmerling überrascht mit einem Klangspektrum, bei dem auch Silikonschläuche und Djembé zum Einsatz kommen. Weiße Nächte mit besonderer Note.