Broich. . In Broich hat Joachim Rau einen kleinen Urwald angelegt. Die 65-Quadratmeter voller Pflanzen und Tiere sind für ihn der ideale Rückzugsort.
Nur spärlich scheint Licht durch das Blätterdach. Feigen- und Kiwibaum und die vielen Weinreben über der Pergola hüllen die Pflanzen darunter in dichte Schatten. Ein schmaler Weg aus Steinplatten führt durch grüne Dickicht, hier und da muss man seinen Kopf einziehen und sich schmal machen. „Der Garten ist nach und nach immer voller geworden“, sagt Joachim Rau nicht ohne Stolz.
Seit sechs Jahren kümmert er sich um den grüne Kleinod an der Kirchstraße. Ein Nachbar, inzwischen über 80, hinterließ ihm den Garten, weil er sich irgendwann nicht mehr kümmern konnte. „Als ich hier angefangen habe, stand außer den Bäumen nicht mehr viel“, blickt Rau auf sein Schaffen seitdem zurück. Von den vier Parteien des Mietshauses ist er der einzige, der hier werkelt. „So richtig losgelegt habe ich hier aber erst, nachdem ich im Oktober nach 47 Jahren bei Tengelmann in Rente gegangen bin.“
Nachschub kommt vom Flohmarkt
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Dutzende Pflanzen reihen sich in den Beeten und entlang des „Hauptpfads“ durch den Dschungel aneinander – Rhododendron, Geranien, Fuchsien, Hortensien und vieles mehr blüht in unterschiedlichen Farben. „Aus Kostengründen setze ich viele Pflanzen, die im nächsten Jahr von alleine wiederkommen“, sagt Rau. „Die Natur findet ohnehin immer ihren Weg, das ist das Schöne.“
Nachschub findet Joachim Rau sonntags auf dem Flohmarkt. Ebenso wie die zahlreichen Dekoartikel, die seine grüne Oase zieren. Dazu gehören historische Büsten und Gartenzwerge, aber auch Tiere, wie es sich für einen Dschungel gehört. Schwäne, Hasen und Hunde aus Ton, aber auch Exoten, wie Paradiesvögel aus Metall.
Echtes Federviehe und eine Wasserstelle
Echtes Federvieh streift ebenfalls durch den Mini-Urwald. In den zahlreichen Vogelhäuschen nisten immer mal wieder Meisen oder Amseln. „Wenn ich Beete umgrabe, folgt mir immer ein Rotkehlchen auf Schritt und Tritt und wartet auf Regenwürmer“, sagt Rau. Die „Wasserstelle“ des Gartens, ein künstlicher Teich, ist Lebensraum für hunderte Frösche. „Manche so groß wie ein Fingernagel, der Größte halb so groß so wie meine Hand.“
Auch Eichhörnchen und Mäuse sind im Mini-Dschungel unterwegs – und ihre Jäger auf Samtpfoten. „Hier streifen nachts mehrere Katzen aus der Nachbarschaft umher, die sich hier untereinander fetzen“, berichtet Rau – echte Wildkatzen eben. Spinnen dürfen in der „Wildnis“ natürlich auch nicht fehlen. „Davon gibt’s hier schon einige. Meine Lebensgefährtin hat sich deshalb auch noch nie in den Garten getraut“, scherzt Rau.
„Alles ist tip top“
Er selbst zieht sich dafür nur zu gern in sein grünes Paradies zurück, das für ihn nicht nur Arbeit, sondern auch Erholung bedeutet. „In meiner Lese-Ecke entspanne ich mich mit einem Kaffee und lese Zeitschriften über das Gärtnern“, so Rau. Zudem zieht er handfesten Nutzen aus seinem Dschungel-Anbau – zahlreiche Erdbeeren, Weintrauben und Kiwi für die Marmelade versüßen die Arbeit im Grünen.
Mittlerweile ist Joachim Rau sehr zufrieden mit seinem kleinen Urwald. „Außer gießen und Unkraut zupfen muss ich hier nicht mehr viel machen. Alles ist tip top“, meint er, fügt dann aber doch hinzu: „Die Pergola ist langsam morsch und biegt sich durch. Die müsste ersetzt werden.“ Auch im Dschungel darf ein wenig menschlicher Einfluss eben nicht fehlen.