Mülheim. . Ein bisschen wild darf die grüne Oase von Marijke Hartmann-Luyten und ihrem Ehemann ruhig bleiben.
Sie genießen ihren Garten, Marijke Hartmann-Luyten und Herbert Hartmann, selbst wenn sie in der Stube sind. Als sie vor fast vierzig Jahren ihre Eigentumswohnung auf der Heimaterde bezogen und 1600 m² Grüngebiet nebenan pachteten, ließen sie ein Loch in die Hauswand schlagen und bauten ein zusätzliches Wohnzimmerfenster ein. „Das Beste, was man machen konnte“, meinen die beiden bis heute und schwärmen von diesem „schönen Blick“.
Fürwahr. Die Birke, die dicht am Holzzaun wächst, wurde zwar durch Ela schwer beschädigt. Wie auch etliche andere Bäume hier, sofern sie überhaupt noch stehen. Aber die weißlichen Stümpfe ihrer Krone sieht man vom Erdgeschoss nicht. Statt dessen schaut man über eine grüne Oase in Hanglage, die Nachbarhäuser jenseits der Senke gehören schon zu Essen-Fulerum. Das Herz des großzügigen Gartens bildet ein plätschernder Seerosenteich, umringt von üppigen Hortensiensträuchern.
Die Arbeit bleibt die gleiche
Marijke Hartmann-Luyten hat unterschiedliche Arten gepflanzt, ursprünglich wollte sie einen reinen Hortensiengarten anlegen, weil sie das Unkrautjäten in Blumenbeeten scheute, „ich hatte jedoch nicht bedacht, dass all die verwelkten Blüten abgeschnitten werden müssen. Die Arbeit bleibt letztlich die Gleiche.“ Der Lohn: „Die Färbung ist interessant. Sie ändert sich bis in den Herbst hinein.“
Daneben ist ein stattlicher Walnussbaum ihr und ihrem Mann besonders ans Herz gewachsen, den sie vor etwa 20 Jahren als zartes Pflänzchen in die Wiese setzten. Unter dessen dichtem Blätterdach liegt jetzt ihr erklärter Lieblingsplatz, „selbst bei Hitze kann man es dort wunderbar aushalten“.
Der Natur freien Lauf lassen
Als Marijke Hartmann-Luyten, gebürtige Niederländerin, 1977 mit ihrem Gatten auf die Heimaterde zog, trug sie die Gartenliebe in sich. „Ich habe sie wohl von meiner Mutter“, meint die 71-Jährige. Als sie ein kleines Schulmädchen war, zog ihre Familie aus der Etagenwohnung in ein Reihenhaus, zu dem wenigstens ein kleines Stückchen Grün gehörte. „Dort hat sich dann alles abgespielt“ – sie zeigt ein altes Schwarz-Weiß-Foto von zufriedenen Kindern, die in einer Zinkwanne planschen. Auf anderen Aufnahmen, aus den späten siebziger Jahren, sieht man die zierliche Frau im Garten ackern und asten, der anfangs eine wuchernde Wiese war. Nach wie vor macht die große Fläche viel Arbeit, auch wenn das Paar es mit der Pflege nicht übertreibt und das Gras an einigen Stellen hüfthoch wogen lässt. „Man darf bei so einem wilden Garten nicht zu genau sein“, weiß Herbert Hartmann, „und muss der Natur auch noch freien Lauf lassen. Sonst hat man keine Zeit mehr zum Sitzen.“
Schattiges Atelier für schwüle Sommertage
Marjike Hartmann-Luyten ist seit vielen Jahren als Künstlerin tätig, hat sich auf Malerei und Kalligraphie konzentriert. Sie gehört zum Kreis der Kreativen, die in der Fünte ein Atelier haben, wenn aber die Temperaturen so tropisch werden wie zuletzt, zieht sie ihren Garten dem Fachwerkhaus vor und arbeitet im Schatten der Bäume.
Sie habe auch schon häufig Malkurse und verschiedene andere Gruppentreffen im Grünen veranstaltet. „Früher war hier jeden Abend was los“, mittlerweile seien sie etwas ruhiger geworden. . .
Die Bewirtung und das ganze Drumherum sind auch deshalb relativ aufwändig, weil es im Garten keinen Wasseranschluss gibt. Um in Phasen längerer Trockenheit Pflanzen zu gießen, sammeln die Hartmanns hinter ihrem Blockhaus Regenwasser in Tonnen, die maximal 500 Liter fassen. Den Rest regelt die Natur.
Motive für ihre Gemälde oder Zeichnungen findet Marijke Hartmann-Luyten eher selten im Garten, „aber ich laufe oft mit dem Fotoapparat herum“. Die Vielfalt der Vögel hält sie fest oder lichtet lebhafte Eichhörnchen beim Über-Kopf-Klettern ab. „Das ist hier wirklich ein Paradies“, sagt sie, „auch für die Tiere.“