Mülheim. . Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde in Styrum ein großzügiges Areal dem Freizeitsport gewidmet. Darauf entstand das Ruhrstadion.

Turnende Kinder machten den Anfang, 90 Jahre und zwei Umbauten später laufen an eben dieser Stelle vor allem Fußballer auf: Das Styrumer Ruhrstadion wurde am 12. Juli 1925 eingeweiht.

Schuld am Bau ist eigentlich „Voll die Ruhr“, berichtet Stadtarchivar Jens Roepstorff in seinem aktuellen „Zeitzeichen“, in dem er wichtige Daten der lokalen Geschichte aufgreift. Die Mülheimer Jugendfestspiele, schreibt er, wurden „anfangs unter der Bezeichnung Vaterländisches Turn- und Spielfest als rein sportliche Veranstaltung auf dem Sportplatz am Kahlenberg ausgetragen“. Doch fehlten dort Tribünen, um der beliebten Aktion, die sich ab 1920 gar über eine Woche erstreckte, den richtigen Rahmen zu bieten. „Hinzu kam, dass das Bedürfnis in der Bevölkerung nach Sport und Spiel nach dem Ende des Ersten Weltkriegs stark gestiegen war, es an Sportanlagen jedoch mangelte“, so Jens Roepstorff.

Das größte Freibad in Deutschland

Also widmeten die Stadtväter ein großzügiges Areal in Styrum dem Freizeitsport und bebauten es als Teil einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Geplant wurden ein Schwimmbad, ein „Licht-, Luft- und Sonnenbad“, drei Tennisplätze sowie eine große Sport- und Spielwiese, die sich im Laufe der Planungsphase zu einem Stadion fortentwickelte.

Im Schwimmbad zogen bereits 1924 die ersten Mülheimer ihre Bahnen – das Freibad war laut Jens Roepstorff mit 160 mal 80 Metern Wasserfläche das damals größte in Deutschland. Das Stadion wurde erst im Folgejahr fertig. Der finale Tag der Turn- und Sportwoche im Jahr 1925 bildete den Rahmen für die feierliche Einweihung: An der Westseite bot eine große Zuschauertribüne in acht Reihen Sitzplätze für 2000 Zuschauer, hat Jens Roepstorff recherchiert: „Für weitere 18.000 waren umlaufend erhöhte Stehplätze verfügbar, so dass die Platzprobleme vom Kahlenberg der Vergangenheit angehörten.“

Pompöse Stadionweihe

An die 15.000 Zuschauer verfolgten laut des Stadtarchivars den Einzug der Mülheimer Sportvereine zur Einweihung: Vorneweg fuhr eine Radfahrer-Eskorte des Vereins Sturmvogel, dahinter folgten rund 2000 Schüler, die zu sogenannten Massenfreiübungen antraten. Zudem sang der Chor der Knabenmittelschule „Freiheit, die ich meine“.

Am selben Tag eingeweiht wurden die neuen Tennisplätze: Beim „Werbespiel“ griff der junge Kurt Gies, späteres Mülheimer Tennis-Idol, zum Schläger. „Auch die Schwimmwettkämpfe, zuvor in der Flussbadeanstalt der Saarner Aue ausgetragen“, feierten ihre Premiere im Freibad. Kritisch verfolgt wurde die pompöse Stadionweihe übrigens von der französischen Besatzungsmacht. Sie vermutete hinter „derartigen Massenveranstaltungen stets ein Betätigungsfeld für patriotische Agitatoren“.