Mülheim. Ein Mülheimer hat ein außergewöhnliches Hobby: Werner Schmidt lässt einen zehn Kilo schweren Hammer sanft auf seiner Nase landen.
Seine Augen blitzen schelmisch, auf seinem Gesicht breitet sich ein Grinsen aus und dann – dann packt Werner Schmidt zu: Seine prankenhafte Hand umschließt den hölzernen Stiel, es spannen sich alle Sehen und Muskeln in seinem rechten Arm. Kurze Konzentration, dann „wuppt“ Werner Schmidt, 67 Jahre alt und ein Mann wie ein Bär, den „Mottek“, wie er seinen 10-kg-Hammer nennt, mit „Schmackes“ in die Höhe.
Mit ausgestrecktem Arm hält er das brachiale Werkzeug in der Luft, ganz ruhig, kein Zittern. Alleine das wäre schon einen Applaus wert. Aber dann kommt erst das eigentliche Kunststück: Ganz gemächlich, man könnte sagen im Schneckentempo – was von Vorteil ist in diesem Fall – senkt Werner Schmidt den Hammer in Richtung seines Gesichts ab. Kontrolliert lässt Schmidt den 10 Kilogramm schweren Hammerkopf auf seine Nase herab, bis er schließlich mit der spitzen Seite auf seinem Nasenrücken ruht.
300 Mal stemmt er innerhalb einer Viertelstunde die 10-kg-Hantel
Dem Zuschauer läuft ein Schauer über den Rücken bei diesem Anblick – sofern er den Mut hatte, wirklich bis zum Schluss dieser wenige Sekunden dauernden Performance zuzuschauen. Um alles in der Welt: Warum macht der Mann das? „Ich bin vor zwei Jahren offiziell in Rente gegangen, da brauchte ich etwas zu tun“, sagt Werner Schmidt, der trotz Ruhestand noch werktäglich in seiner Kfz-Werkstatt an der Saarner Straße steht. „Wenn ich nix zu tun habe, gehe ich kaputt“, sagt der 67-Jährige, der für sein außergewöhnliches Hobby jeden Tag trainiert – 300 Mal stemmt er innerhalb einer Viertelstunde die 10-kg-Hantel – und akribisch Buch führt über seine Fortschritte.
Den größten Erfolg der jüngsten Vergangenheit aber hat er kurzerhand direkt auf seinem Trainingsgerät vermerkt: „Freitag, den 13. geschafft“, steht in schwarzer Schrift auf dem 10-kg-Hammer. Im März war das, als er den „dicken Oschi“ zum ersten Mal bezwungen hat.
20-kg-Hammer als nächstes Ziel?
Davor hat Schmidt sein Kunststück „nur“ mit einem 5-kg-Hammer durchgezogen. „Der Dicke war wie Beute für mich, die ich jagen musste.“ Doch als das Riesending dann in seiner Werkstatt stand und er es zum ersten Mal zur Hand nahm, da habe er doch gedacht: „Oh, Oh, Oh...“ Das habe seinen Ehrgeiz erst recht geweckt.
Wie kommt man denn auf diese Idee?
„Schon in der Lehre zum Autoschlosser ging das los. Da sind wir als Bengels zum Kräftemessen angetreten sind“, erzählt Werner Schmidt. In seiner Werkstatt, die er seit 1974 betreibt, habe er, „bei der Maloche auch immer ordentlich mit dem Hammer gekeult.“
Zeigt er das Kunststück heute seiner Kundschaft in der Werkstatt, denke mancher, das sei geschummelt. „Zu dem sag’ ich dann“, sagt Hammer-Werner, „komm’ mal rein und versuch’ mal.“
Was ist sein Antrieb, für so etwas Verrücktes zu trainieren? „Mir macht das Spaß, weil es sonst keiner kann. Das macht mir so schnell niemand nach. Und wenn einer meint, er kann das, soll er vorbei kommen“, sagt Hammer-Werner und lacht bärig. Seine Devise? „Wenn ich den Dicken nicht mehr schaffe, gehe ich in Rente.“ Und was wird die nächste Herausforderung sein? Der 20-kg-Hammer? Wieder blitzen seine Augen schelmisch auf, sein Grinsen wird breit und breiter. Dann sagt Schmidt: „Schau’n wir mal.“