Mülheim. Ein Ensemble setzt sich den Elementen aus: Bei den Weißen Nächten geht das Theater an der Ruhr vom 25. bis 28. Juni mit vier inszenierungen in den Raffelbergpark.
Hemmschwellen abbauen, indem keine Türschwelle überschritten werden muss – so plakativ könnte man die Grundidee der Weißen Nächte zusammenfassen. Dieses Theaterfestival unter freiem Himmel veranstaltet das Theater an der Ruhr mit Hilfe von Sponsoren vom 25. bis 28. Juni zum zwölften Mal. Raus vor die Tür, in den Raffelbergpark geht das Ensemble dabei mit Inszenierungen, Musikprogramm des Kulturbetriebs und lädt bei freiem Eintritt alle Menschen ein, vorbeizukommen.
Es ist ein besonderes Publikum, das zu den Weißen Nächten kommt. Menschen, die sonst nicht ins Theater gehen, nehmen auf der Tribüne Platz. Diesmal haben die Organisatoren zudem eine besondere Zielgruppe im Blick. „Die Frage der Flüchtlinge ist derzeit eine große in der Stadt“, sagt Theater-Geschäftsführer Sven Schlötcke. Den „modellhaften Weg“, den Mülheim dabei gehe, nennt er bemerkens- und begrüßenswert. Distanzen und Vorurteile könnten nur durch direkte Begegnung abgebaut werden – und ein Theaterabend biete eine besonderen Rahmen. Sven Schlötcke: „Die Stadtgesellschaft zeigt sich da noch einmal von einer anderen Seite.“
Sponsoren und Spendensammlung
Roberto Ciulli entwickelte die Weißen Nächte als „Geschenk an die Mülheimer“. Machen kann er das jedoch nur, da er von Sponsoren unterstützt wird. SWB und MWB bringen sich bereits seit der Premiere finanziell ein. Die Mülheimer Sparkasse, die Siebtechnik GmbH und der Förderverein des Theaters sind weitere Sponsoren des für das Publikum kostenfreien Theaterfestivals.
Allerdings wird an den vier Tagen um Spenden gebeten. Das Theater-Team will so ein Projekt unterstützen, das Flüchtlinge in Beschäftigung bringen soll. Es soll beim Diakoniewerk Arbeit & Kultur verankert werden.
Deshalb will das Team des Theaters nicht nur gezielt Flüchtlinge einladen, es setzt bei den diesjährigen Weißen Nächten vor allem auf Stücke, die fast ohne Sprache auskommen, um auch diese Barriere abzubauen: „Wer hat meine Schuhe vergraben“ (25. Juni), „Kaos“ (26. Juni), „Clowns 2 ½“ (27. Juni) und „Gott“ (28. Juni). Letzteres ist laut Schlötcke das einzige Stück, „das im nennenswerten Umfang von Sprache getragen wird“. Aber auch diese Woody-Allen-Adaption ist für Helmut Schäfer, der sie mit Roberto Ciulli erstmals bereits vor der Gründung des Theaters an der Ruhr inszenierte, durch ihre Komik allgemein verständlich. Alle Aufführungen beginnen um 21 Uhr – und damit bewusst später als in den Vorjahren, damit die aufwendige Illumination des Raffelbergparks auch zur Geltung kommt.
Kostenlose Führung
Vorher, jeweils ab 19.30 Uhr, spielt Musik: Auf Einladung des Mülheimer Kulturbetriebs improvisiert Jazzpianist Bernd Kämmerling (25. Juni) u.a. Chopin. Ebenfalls auf Improvisation setzen „Chromekraut International“ (26. Juni), die Akustisches und Elektronisches zusammenbringen. Eine inklusive Band ist laut Jörg Jüdt „Rendezvous des Tambours“ (27. Juni), die melodische Percussion bieten. Hochkarätige Weltmusik von Kaspelsky & Marina gestaltet das Finale (28. Juni).
Erstmals gibt Theaterleiter Roberto Ciulli diesmal an jedem Festivaltag um 18.30 Uhr einen Einblick in sein Theater. An der kostenlosen Führung können jedoch maximal 40 Personen teilnehmen. Sonntag macht zudem Maria Neumann Freilufttheater für Kinder: Sie zeigt ab 16.30 Uhr „Hans im Glück“.