Mülheim. Die Mülheimerin Sabrina Gehrmann filmt Vierbeiner, die ein neues Zuhause suchen, und stellt die Videos ins Internet.

Klicken, teilen, helfen. Das ist das Motto der Video-Tierhilfe, die Sabrina Gehrmann ins Leben gerufen hat. „Die allermeisten Leute surfen doch heute im Internet. Da ist ein Video schnell geteilt und geliked – und schon hat man geholfen. Das ist kein Aufwand und kostet kein Geld“, erklärt die gelernte Mediengestalterin für Ton und Bild.

Ihre Idee: Sie besucht ehrenamtlich Tierheime oder private Tierschutzorganisationen und filmt dort die Vierbeiner, die ein Zuhause suchen. Zurück in Mülheim sichtet, schneidet und vertont sie das Material und stellt die fertigen Filme auf Facebook, YouTube, Twitter oder Instagram – mehr als drei Millionen Zugriffe habe ihr Projekt seit dem Start vor etwa einem halben Jahr insgesamt auf allen Plattformen erfahren, sagt die Tierfreundin nicht ohne Stolz.

„Die sozialen Medien sind einfach perfekt geeignet, um die Videos weit zu verbreiten.“ Die Vermittlungsstatistik gibt diesem Konzept recht: „Im vergangenen halben Jahr haben wir rund 100 Tiere gefilmt, über 80 von denen sind bereits vermittelt“, erzählt die 34-Jährige, die selbst zwei Hunde hat.

Bewegte Bilder zeigen Charakter des Hundes besser

Mit dem Mülheimer Tierheim und dem zuständigen Veterinäramt sei sie in Gesprächen, berichtet Sabrina Gehrmann, denn selbstredend will die Tierliebhaberin auch in ihrer Heimatstadt Videos drehen und dem Tierheim kostenlos zur Verfügung stellen, um bei der Vermittlung zu helfen.

Gerade streunt die Schäferhund-Mischlingsdame Pastora durch den Hundeauslauf an der Inselstraße in Heißen. Pastora stammt ursprünglich aus Spanien, saß in einer Tötungsstation und wurde von Tierschützern der Organisation Canis Pro gerettet. Nun wartet sie in einer privaten Pflegestelle in Mülheim auf ein neues Zuhause. „Pastora verträgt sich gut mit anderen Hunden und ist superlieb“, spricht Pflege-Frauchen Heike ins Mikro, während Sabrina Gehrmanns ehrenamtliche Assistentin Janett Naumann die Hündin filmt. Pastora kommt aufmerksam auf ihr Pflege-Frauchen zugelaufen, weicht ihr nicht mehr von der Seite und lässt sich ausgiebig hinter den Ohren kraulen. Augenscheinlich ein sehr umgänglicher Hund.

„Bei bewegten Bildern kann man viel mehr vom Charakter des Hundes rüberbringen, als nur mit Fotos“, ist Sabrina Gehrmann überzeugt und nennt ihren Slogan: „Bewegtbild bewegt.“ So könne sie gemeinsam mit ihrem Team – neun ehrenamtliche Helfer engagieren sich derzeit bei der Video-Tierhilfe – immer wieder den Beweis liefern, dass Tierschutztiere keine verhaltensgestörten Bestien sein müssen.

Mit Hunden aufgewachsen

Ein Video könne beispielsweise auch zeigen, dass ein Hund, der nur drei Beine hat, ein fröhlicher Kerl sein kann und mit seinem Handicap mitunter weniger Proble hat, als mancher Mensch, der ihn bedauert. „Wir wollen Interessenten durch die Videos auch die Angst vor Tierheimen nehmen und aufräumen mit dem Vorurteil, die Tiere dort seien doch sowieso alle gestört.“

Vom Gegenteil haben zahlreiche Tierheiminsassen Sabrina Gehrmann mittlerweile überzeugt: „In jedem Tierheim gibt es Kandidaten, in die ich mich verlieben könnte.“ Ihre Vernunft aber lässt sei bei „nur“ zwei Hunden bleiben.

„Ich hatte schon immer ein Faible für Tiere und bin mit Hunden aufgewachsen“, erzählt die Mülheimerin. Als sie sich im Tierschutz engagieren wollte, hat sie überlegt: Was kann ich gut, wie kann ich mich einbringen? Nur hin und wieder ein paar Futterspenden im Tierheim vorbeizubringen, war ihr nicht genug. Also begann Sabrina Gehrmann mit dem Projekt der Video-Tierhilfe und sagt heute: „Das ist mein Lebenswerk.“