Broich. .
Gertrud und Wilhelm Seitz gehören zu den Paaren, die „heiraten mussten“, wie man in der Nachkriegszeit meinte, wenn ein Baby unterwegs war. „Ein Glücksfall für mich“, sagt die Braut genau 60 Jahre später und strahlt. „Einen besseren Ehemann hätte ich nie gefunden.“
Als Gertrud Habich, so ihr Mädchenname, klar wurde, dass sie schwanger ist, empfand sie das zunächst als eine Katastrophe. Schließlich war sie ledig, gerade mal 19 Jahre alt, hatte eben erst ihre kaufmännische Ausbildung beendet. Doch das Ja-Wort, was sich die beiden am 10. Juli 1954 gaben, hat gehalten. Und heute können sie Diamanthochzeit feiern.
Nachbarskinder waren die beiden in der Eberhardstraße gegenüber von Schloss Styrum, verloren sich durch die Kinderlandverschickung zeitweise aus den Augen, trafen sich als Jugendliche wieder beim Wandern im Sauerländischen Gebirgsverein. Näher kennengelernt haben sie sich wohl an Gertruds 17. Geburtstag, zu dem ihr späterer Gatte einen Fahrradtacho überreichte. Wenig später schenkte er ihr sein Herz.
Im Jahr der Trauung kam der gemeinsame Sohn zur Welt, 1963 folgte eine Tochter, zwei erwachsene Enkel haben die Seitz’ inzwischen auch. „Wissen Sie“, sagt Gertrud Seitz, „ich war früher eine ,Rabenmutter’, denn ich habe immer gearbeitet.“ Allerdings blieb sie stets nur bis mittags im Büro, so dass immer gegen 15 Uhr, wenn auch der Familienvater Feierabend hatte, der Maschinenschlosser bei Mannesmann war, das warme Essen für alle auf dem Tisch stand.
Vor 40 Jahren bauten Wilhelm und Gertrud Seitz mit viel handwerklicher Eigenleistung ihr Haus in Broich, in dem sie bis heute wohnen. Inzwischen ist das Diamantpaar, das gerne im größeren Familien- und Bekanntenkreis feiert, 83 beziehungsweise 79 Jahre alt. Geschenke zum 60. Hochzeitstag möchten sie nicht, lieber Spenden für einen guten Zweck, sagen sie und fügen hinzu: „Wir überlegen noch, ob wir für Bäume in Mülheim sammeln oder für das Hospiz.“