Mülheim. Die Nachbarn des neuen Radwegs Rheinische Bahn in Mülheim klagen über Steinwürfe auf ihre Grundstücke, die unterhalb der ehemaligen Bahntrasse liegen.
Die neue Rampe zum Radweg Rheinische Bahn, die den Gruga-Radweg über den Frohnhauser Weg mit der Essener – und ab Herbst auch mit der Mülheimer – Innenstadt verbindet, macht den direkten Anwohnern Kummer. Präziser: Es ist nicht der gerade erst freigegebene Radweg und es sind auch nicht die darauf vorbeiradelnden Menschen, die den Anwohnern der Clausewitzstraße Sorgen bereiten. Sondern die freie Sicht und die Zugänglichkeit zu ihren Grundstücken, die durch die Umbauarbeiten des ehemaligen Bahndamms seit dem Frühjahr 2014 entstanden sind. Anwohner berichten von Steinen, die von oben, vom Radweg, auf Terrassen geworfen werden, von Personen, die nicht nur ungehemmt in ihre Fenster blicken, sondern teils auch den abschüssigen Hang überwinden, an den sich die Gärten anschließen. Mehrfach sei die Polizei gerufen worden, erzählen die Nachbarn. Die Polizei bestätigt diverse Einsätze und zwei Anzeigen gegen unbekannte Steinewerfer.
Die Hausbesitzer hätten gerne einen Zaun oben auf der Radtrasse, der ihre unten liegenden Grundstücke schützt. Der aber darf nicht gebaut werden, weil der Bahndamm im Landschaftsschutzgebiet liegt. Die Grundstücke mit den ungeraden Hausnummern in der Clausewitzstraße grenzten mit ihrer Bebauung von jeher sehr dicht an den alten Bahndamm. Der sei aber, berichtet Erik Pütz, vor dem Umbau zum Radweg etwa einen halben Meter höher und dicht bewachsen gewesen. Nun hätten Steinewerfer ein leichtes Spiel. „Das ist gang und gäbe – Gott sei Dank ist noch keiner zu Schaden gekommen.“ Pütz hat den Stein, dem ihm jemand auf die Terrasse geworfen hat, fotografiert: Ein Brocken, wovon reichlich kleinere und größere Exemplare auf der einen Seite der ehemaligen Bahntrasse liegen, weil damit die Seitenflächen gestaltet wurden. Baumwurzeln und Sandbecken finden sich ebenfalls dort, wärmeliebende Arten wie Zauneidechsen sollen sich dort wohlfühlen können.
RVR legt Wert auf gute nachbarschaftliche Beziehungen
Der ehemalige Bahndamm gehört heute dem Regionalverband Ruhr (RVR) und steht seit 2005 unter Landschaftsschutz. Der RVR , der den Radweg gebaut hat, legt Wert auf gute nachbarschaftliche Beziehungen, und hätte den Anwohnern einen Stabgitterzaun auf den Radweg gesetzt, der später auch hätte begrünt werden können. Die Untere Landschaftsbehörde der Stadt hingegen pocht auf den Landschaftsschutz; lehnt einen Zaun ab. „Eine Beeinträchtigung des Landschaftsschutzgebietes durch den Radweg nehmen wir in Kauf“, sagt Jürgen Zentgraf, der Leiter des Umweltamtes. „Einen Zaun zu setzen, das geht gar nicht.“ Die Einfriedung sei Sache des Grundstückseigentümers. „Hinnehmbar ist ein Zaun an der Grenze des Landschaftsschutzgebietes.“ Diese liegt nun aber einige Meter unterhalb des ehemaligen Bahndammes. „Wie hoch soll der Zaun denn werden“, fragt sich nicht nur Erik Pütz, dessen Schlafzimmerfenster im ersten Stock etwa auf der Höhe des Radwegs liegt.
Weil der Radweg seit letzter Woche nun von den Radlern und Fußgängern genutzt werden darf, rechnen Vertreter von RVR, Stadt und Polizei mit weniger Beschwerden der Anwohner – allein, weil die soziale Kontrolle nun viel höher sei.