Mülheim. . Neue Kernbohrungen durch die Jahrhunderte decken weitere große Schäden am Schloss Broich auf. Nach Pfingsten beginnt ein neuer Abschnitt der Sanierung.

Kernbohrungen gehen manchmal nicht in die Tiefen, sondern durch Jahrhunderte der Geschichte. So am Schloß Broich, wo Restauratoren jetzt eine weitere Mauer von fünf Metern Dicke durchstoßen haben und dabei eine Zeitreise vom 10. Jahrhundert bis in die unsere 60er Jahre machten. Diagnose: Je jünger, desto schlechter. Seit fünf Jahren wird am Broicher Schloss saniert, um DAS Denkmal der Stadt zu retten. Wieder stieß man auf massive Schäden. „Nach Pfingsten“, sagt Heike Blaeser-Metzger, Prokuristin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST), „werden wir mit der Reparatur eines weiteren Teils der Ringmauer beginnen.“

Baulich schließt sich dieser Abschnitt direkt an das Hochschloss an, in dem das Museum des Geschichtsvereins beheimatet ist, und gilt als „besonders anspruchsvoll“. Doch was ist nicht eine Herausforderung an diesem alten Gemäuer, das an manchen Stellen einsturzgefährdet und mit Schutzzäunen umgeben ist?

Erste Schadensanalyse aus dem Jahr 2009

Die erste Schadensanalyse am Schloss erfolgte im Herbst 2009. Damals hatten sich einige große Steine aus der Ringmauer unweit des Torbogens gelöst. Der Sanierungsbedarf wurde anfangs sogar auf über fünf Millionen Euro geschätzt. Umgehende Sicherungsmaßnahmen waren nötig.

Das Schloss befindet sich seit 2002 in der Obhut der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH. Seitdem wird das Schloss in kleinen und großen Schritten saniert und modernisiert. Um Geld für die Sanierung zu erhalten, vermarktet die MST eine Werbefläche für „Schlossretter“.

Bei den jüngsten Bohrungen wurden wieder große Hohlräume aufgespürt, ebenso größere Mörtelmengen, die in der Vergangenheit genutzt wurden, um Lücken zu schließen oder herausgebrochene Steine zu ersetzen. Auch Eisen wurde zur Stützung eingesetzt. In einem Gemisch mit ständig eindringendem Wasser entstanden so chemische Reaktionen, die der Burg gefährlicher wurden als mancher feindliche Krieger.

Restaurierung soll etwa 4,4 Millionen Euro kosten

Mit Dr. Ägidius Strack steht der MST von Beginn an ein renommierter Gutachter und Projektleiter zur Seite. Ein Unternehmen aus der Eifel saniert, klopft Stein für Stein ab, verfüllt, verfugt. „Jede Menge Hand- und Schwerstarbeit steckt dahinter“, sagt Heike Blaser-Metzger. Ersatzsteine werden dabei aus dem Steinbruch Rauen oder aus der weiteren Umgebung geholt. Ob Form oder Farbe-- „es soll möglichst echt aussehen.“

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In zehn Sanierungsabschnitte ist die Ringmauer gegliedert, hinter viele konnte die MST bereits einen Haken machen, so auch hinter der Fassade zur Straßenseite, hinter dem Torborgen, hinter der Ringmauer im Innenhof – erledigt. Eines der größten Probleme stellen die Turmfragmente dar, der älteste Teil der Anlage. Sie sind zunächst notdürftig gegen weitere Wettereinflüsse geschützt.

Bis 2020, so die Planung, soll die Restaurierung dauern, etwa 4,4 Millionen wird sie kosten – nach jetzigem Stand. Der neue Bauabschnitt ist mit 315 000 Euro veranschlagt. Dass er jetzt möglich wird, verdankt Mülheim Fördermitteln aus dem Denkmalschutz-Sonderprogramm des Bundes. Landesmittel gibt es nicht mehr, zum Glück dafür Förderer und Sponsoren – Schlossretter, wie die MST sie nennt. Ohne sie wäre das Denkmal nicht zu stemmen, auch nicht ohne geringe Einzelspenden: „Ein kleiner Junge hat uns zehn Euro zur Schlossrettung gegeben.“